Gift gegen Feldmäuse gestattet
Einigung im Kabinett auf Schadensbekämpfung und Hamsterschutz
Erfurt. Thüringens Bauern dürfen gegen die Feldmausplage unter Auflagen mit Gift vorgehen – zumindest dann, wenn es nicht den vom Aussterben bedrohten Hamster trifft. Das hat das Thüringer Kabinett am Dienstag beschlossen.
Laut Mitteilung des Landwirtschaftsund des Umweltministeriums, die über das Vorgehen lange unterschiedlicher Meinung waren, darf das Mäusegift bis 31. Oktober eingesetzt werden.
Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sagte, es sei gelungen, einen guten Ausgleich zu finden.
Man vertraue dabei der Sorgfaltspflicht der Landwirte, dass sie den Schutz der Feldhamster konsequent umsetzten. Diese Tiere dürfen auf der Anwendungsfläche und in unmittelbar angrenzenden Bereichen nicht vorkommen. Sofern keine Möglichkeit besteht, dies durch einen Gutachter bestätigen zu lassen, müssten in Zusammenarbeit mit dem Pflanzenschutzdienst eigene Kontrollen durchgeführt werden. Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) äußerte nach dem Kompromiss: „Hamsterschutz ist gelebter Artenschutz. Wo bereits 95 Prozent des Feldhamsters verschwunden sind, darf kein Gift auf den Acker.“
Katrin Hucke, Hauptgeschäftsführerin des Bauernverbandes, begrüßte die Ausnahmeregelung bei der Schädlingsbekämpfung.
Nun könnten zumindest Teile der Aussaat von Raps und Weizen gerettet werden, nachdem der Feldmausbefall schwere Schäden verursacht hatte. Landwirt Jürgen Paffen, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Weißensee, erklärte, das Gift gelange nur durch geschultes Personal in Mäuselöcher.
Er habe in seinem Betrieb auch eine 34 Hektar große Feldhamsterschutzfläche angelegt, in der mit einer Sommer- und Winterkultur sowie einem Blühstreifen alles für das Überleben des Hamsters getan werde.
Der Naturschutzbund Thüringen, der vor der Kabinettssitzung noch zu einer Protestaktion vor dem Landtag aufgerufen hatte, kritisierte: „Wer Gift ausbringt, riskiert, dass die Wirkstoffe nicht nur Feldmäuse, sondern auch geschützte Tierarten wie Feldhamster oder Greifvögel vergiften“, so der Landesvorsitzende Martin Schmidt