Seiteneinsteiger im Lehrerberuf bekommen oft weniger
Gewerkschaft GEW hält den Gehaltsunterschied für gerechtfertigt. Die Ausbildung zum Lehrerberuf müsse attraktiv bleiben
Erfurt. Für Seiteneinsteiger ist in Thüringen der Weg zum normalen Lehrer-Gehalt lang. Wer einen UniAbschluss hat, aber kein abgeschlossenes Lehramtsstudium, wird in der Regel eine Gehaltsstufe schlechter eingruppiert als vollausgebildete Kollegen, teilte das Thüringer Bildungsministerium auf Anfrage mit. Das bleibe zunächst oft auch dann so, wenn sie ihre pädagogische Nachqualifizierung und einen Intensivkurs für Seiteneinsteiger absolviert haben.
Wenn ein Seiteneinsteiger mit Uni-Abschluss an einer Regelschule arbeitet, bekomme er in der Regel 400 Euro brutto weniger als sein vollausgebildeter Kollege als Berufsanfänger.
Die Möglichkeit zum Seiteneinstieg in den Lehrerberuf schuf das Bildungsministerium Ende 2017 mit einer Verordnung, im Jahr 2018 kamen die ersten Seiteneinsteiger. Wurden dem Seiteneinsteiger zwei Fächer anerkannt, dauert die pädagogische Nachqualifizierung in der Regel zwei Jahre.
Die Zahl der pro Jahr eingestellten Seiteneinsteiger war zuletzt deutlich gestiegen. Der Anteil von Seiteneinsteigern bei den Neueinstellungen lag in diesem August sogar bei 15,8 Prozent.
Die Bildungsgewerkschaft GEW in Thüringen hat grundsätzlich keine Bedenken, wenn es Unterschiede bei der Bezahlung gibt. Die sei dadurch gerechtfertigt, dass die Seiteneinsteiger in der Regel eben kein zweites Staatsexamen vorweisen könnten, sagte GEW-Sprecher Michael Kummer. Die klassische Lehrer-Ausbildung weise eine hohe Qualität auf und sei auch zeitlich anspruchsvoll: Sie dauere mindestens fünf Jahre an einer Universität und werde mit einer mindestens anderthalbjährigen, meist jedoch zweijährigen Ausbildung an einem Studienseminar fortgesetzt.
Wenn Seiteneinsteiger das gleiche Gehalt bekämen, schmälere das die Attraktivität der Lehrerausbildung, argumentierte Kummer. Vorstellbar sei, dass Seiteneinsteiger nach einigen Jahren Berufspraxis das zweite Staatsexamen ablegen. dpa