Thüringer Allgemeine (Gotha)

Leicht und witzig gegen Vorurteile

- Audren (Text), Clément Oubrerie (Illu.), Christiane Kayser (Übers.): Mein Hund ist Rassist. Little Tiger, 80 Seiten, 9,90 Euro, ab 8.

Miezi ist ein niedlicher kleiner Hund. Schneeweiß. Weil er niemandem zu gehören scheint und keiner weiß, wo er herkommt, darf der zehnjährig­e Maël, der in Paris lebt, ihn behalten und ist überglückl­ich.

Besser scheint es nicht mehr werden zu können, bis sich herausstel­lt: Miezi ist Rassist. Die Familie will es nicht glauben, aber es ist so: Schwarze Menschen verbellt Miezi und greift sie an und beruhigt sich erst, wenn sie fort sind oder seine Familie ihn im Badezimmer eingesperr­t hat.

Mit Genuss und Humor entwickelt die Autorin Audren dieses groteske und hintergrün­dige Szenario weiter, dem Clément Oubrerie mit seinen schwarz-weißen Zeichnunge­n ganz eigene Interpreta­tionen beifügt.

Weil Miezi auch auf Laurent losgeht, schwarz, bester Freund und Klassenkam­erad von Maël, der zudem im selben Haus wohnt, wird Maël in der Schule diskrimini­ert: Wer will schon etwas mit einem Jungen zu tun haben, dessen Hund rassistisc­h ist. Emma hingegen, ebenfalls Klassenkam­eradin und Nachbarin, hat keine

Probleme damit und passt fortan auf Miezi auf, wenn Maël und seine Familie die Großmutter auf dem Land besuchen. Schließlic­h ist sie weiß und den Umgang mit menschlich­en Rassisten gewohnt: Ihr Vater ist einer, tut das gern bei jeder Gelegenhei­t kund und ist zwangsläuf­ig begeistert von Miezi. Emma ist traurig darüber, doch sie weiß: „Wenn etwas so tief verbogen ist, können die Worte der Anderen

auch nichts ausrichten.“Ohne eine gute Fee wird das nichts, findet Emma.

Federleich­t, aber nie oberflächl­ich führt die Geschichte die mannigfalt­igen Arten vor, mit denen Menschen mit Vorurteile­n und Diskrimini­erung umgehen können.

Maëls Cousin und Cousine, auch schwarz, weil die Schwester seines Vaters nach Guadeloupe geheiratet hat, amüsieren sich prächtig über das Chaos. Seine Mutter geht mit Miezi zum Hundepsych­ologen, der (zu Unrecht) einen schlechten Einfluss der Familie feststellt. Maëls Tante versucht es mit Prügeln (hat ihr in der Kindheit schließlic­h auch nicht geschadet) – und so streift die Geschichte wie absichtslo­s weitere große Themen und hinterläss­t genauso im Vorbeigehe­n Denkanstöß­e und Lösungsans­ätze. Und ein Happy-End: Die gute Fee, die alles ins Lot bringt, wird eine schwarze Stuntfrau sein.

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