Leicht und witzig gegen Vorurteile
Miezi ist ein niedlicher kleiner Hund. Schneeweiß. Weil er niemandem zu gehören scheint und keiner weiß, wo er herkommt, darf der zehnjährige Maël, der in Paris lebt, ihn behalten und ist überglücklich.
Besser scheint es nicht mehr werden zu können, bis sich herausstellt: Miezi ist Rassist. Die Familie will es nicht glauben, aber es ist so: Schwarze Menschen verbellt Miezi und greift sie an und beruhigt sich erst, wenn sie fort sind oder seine Familie ihn im Badezimmer eingesperrt hat.
Mit Genuss und Humor entwickelt die Autorin Audren dieses groteske und hintergründige Szenario weiter, dem Clément Oubrerie mit seinen schwarz-weißen Zeichnungen ganz eigene Interpretationen beifügt.
Weil Miezi auch auf Laurent losgeht, schwarz, bester Freund und Klassenkamerad von Maël, der zudem im selben Haus wohnt, wird Maël in der Schule diskriminiert: Wer will schon etwas mit einem Jungen zu tun haben, dessen Hund rassistisch ist. Emma hingegen, ebenfalls Klassenkameradin und Nachbarin, hat keine
Probleme damit und passt fortan auf Miezi auf, wenn Maël und seine Familie die Großmutter auf dem Land besuchen. Schließlich ist sie weiß und den Umgang mit menschlichen Rassisten gewohnt: Ihr Vater ist einer, tut das gern bei jeder Gelegenheit kund und ist zwangsläufig begeistert von Miezi. Emma ist traurig darüber, doch sie weiß: „Wenn etwas so tief verbogen ist, können die Worte der Anderen
auch nichts ausrichten.“Ohne eine gute Fee wird das nichts, findet Emma.
Federleicht, aber nie oberflächlich führt die Geschichte die mannigfaltigen Arten vor, mit denen Menschen mit Vorurteilen und Diskriminierung umgehen können.
Maëls Cousin und Cousine, auch schwarz, weil die Schwester seines Vaters nach Guadeloupe geheiratet hat, amüsieren sich prächtig über das Chaos. Seine Mutter geht mit Miezi zum Hundepsychologen, der (zu Unrecht) einen schlechten Einfluss der Familie feststellt. Maëls Tante versucht es mit Prügeln (hat ihr in der Kindheit schließlich auch nicht geschadet) – und so streift die Geschichte wie absichtslos weitere große Themen und hinterlässt genauso im Vorbeigehen Denkanstöße und Lösungsansätze. Und ein Happy-End: Die gute Fee, die alles ins Lot bringt, wird eine schwarze Stuntfrau sein.