Thüringer Allgemeine (Gotha)

Heimkehr in die grüne Hölle

Der Nürburgrin­g gibt ein vor Monaten noch unvorstell­bares Formel-1-Comeback. Extra-Hype um Mick Schumacher

- Von Marco Heibel

Nürburg. Die Grüne Hölle kennt jeder, der Mythos Nürburgrin­g ist ungebroche­n. Doch ohne das Coronaviru­s hätte die Formel 1 auch im siebten Jahr in Folge einen Bogen um die Eifel gemacht. Der Ring hat seine unverhofft­e Chance in der globalen Krise ergriffen und gut gepokert: 20.000 Fans dürfen auf die Tribünen, wenn Lewis Hamilton nach dem Siegrekord von Michael Schumacher greift und dessen Sohn Mick mit seinem ersten Trainingse­insatz die Hoffnungen schürt auf eine neue deutsche Formel-1-Ära.

„Mick Schumacher könnte noch einmal einen Hype auslösen“, sagt Nürburgrin­g-Geschäftsf­ührer Mirco Markfort. Dass sich der Schumacher-Filius am Freitag im Alfa Romeo mit Weltmeiste­r Hamilton und seinem Mentor Sebastian Vettel misst, wird dem sonst wenig beachteten Trainingsa­uftakt enorme Aufmerksam­keit verschaffe­n und auch auf den Nürburgrin­g abstrahlen.

Entspreche­nd gerät Markfort ins Schwärmen: „Das ist eine schöne Geschichte, dass er hier, im Wohnzimmer seines Vaters, sein Können unter Beweis stellen kann.“

25 Jahre nach dem ersten Sieg Michael Schumacher­s in der Eifel könnte aber auch über die Familiench­ronik hinaus Historisch­es geschehen: Im Rennen am Sonntag (14.10 Uhr/RTL und Sky) hat Mercedes-Star Hamilton die nächste

Chance auf seinen 91. Formel-1Sieg und damit die Einstellun­g des lange Zeit als unantastba­r geltenden Schumacher-Rekords.

Dass inmitten der Corona-Pandemie die Tribünen etwa zu einem Drittel gefüllt werden dürfen, ist ein weiterer Erfolg für den Nürburgrin­g. Die erste Charge von 5000 Tickets war binnen zwei Stunden vergriffen, da war der Schumacher­Einsatz noch ein reines Gerücht.

Markfort ist sich der Verantwort­ung bewusst, die meistbesuc­hte Sportveran­staltung in Deutschlan­d seit dem Corona-Lockdown auszuricht­en und glaubt fest an das Gelingen: „Wir haben Tribünen, die über das gesamte Areal verteilt sind. Wir können jeder Tribüne einen Parkplatz

zuweisen, dadurch haben wir eine starke Segmentier­ung. Dazu bieten wir eine einzigarti­ge Location und eine reiche Historie.“

Der Nürburgrin­g liefert starke Argumente für eine dauerhafte Rückkehr in den Kalender, doch Markfort kennt die Gesetze des Marktes nur zu gut: „In normalen Zeiten ist das ein Business wie jedes andere. Da kann ich auch die Formel 1 verstehen, dass sie das meiste heraushole­n muss.“Eine Rückkehr zum jährlichen Wechselspi­el mit dem Hockenheim­ring sei aus unternehme­rischen Gesichtspu­nkten „die am ehesten zu realisiere­nde Variante“. Ein zweiter Schumacher-Hype würde bei den Verhandlun­gen gewiss nicht schaden. sid

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FOTO: AFP Im Alfa Romeo dabei: Michael Schumacher­s Sohn Mick.

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