Hilfspfleger für immer hinter Gittern
38-jähriger Pole hat in der ambulanten Pflege drei Menschen mit Insulin ermordet
München. Wegen Mordes an drei Patienten ist ein Hilfspfleger vom Landgericht München I zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Das Gericht stellte am Dienstag außerdem die besondere Schwere der Schuld fest.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann vorgeworfen, er habe seinen pflegebedürftigen Patienten an verschiedenen Tatorten in Deutschland Insulin gespritzt, das als Überdosis tödlich sein kann. Er soll über das Medikament verfügt haben, weil er – im Gegensatz zu seinen Opfern – Diabetiker ist.
Der 38 Jahre alte Pole hatte eine
Aussage vor Gericht verweigert, sich in seinem letzten Wort aber bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt und gesagt, er bereue seine Taten zutiefst: „Das, was ich getan habe, ist sehr brutal und bleibt brutal.“Mit der Feststellung der besonderen Schwere der Schuld ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren in der Praxis so gut wie ausgeschlossen. Danach greift die Sicherungsverwahrung.
Ursprünglich waren sechs Mordfälle angeklagt, die Staatsanwaltschaft sah zum Schluss des Prozesses aber nur drei davon als erwiesen an. In zwei weiteren Fällen ging die Anklagebehörde von versuchtem
Mord aus, in drei Fällen von gefährlicher Körperverletzung.
In vier Fällen verlangte sie Freispruch, weil nicht nachgewiesen werden konnte, ob Insulin zum Tod geführt hatte. Das bedeute aber nicht, dass der Angeklagte nicht auch für diese Todesfälle verantwortlich sein könnte.
Der Fall des Hilfspflegers erinnert an den spektakulären Fall des Patientenmörders Niels Högel, der 2019 vom Landgericht Oldenburg wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte kurz vor dem Ende des Prozesses Schwerpunktstaatsanwaltschaften, die sich um Kriminalität in der Pflege kümmern. „Quer durch Deutschland ist es symptomatisch, dass bei Delikten in der Pflege und Medizin der Aufklärungsdruck oft fehlt“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. dpa