Nachwuchswerbung in Hochschulen und Kulturförderung in der Mensa Krimifestival Erfurt
Präsident des Landeskriminalamtes will sein Haus als festen Veranstaltungsort der Reihe etablieren
Erfurt. Eine Leiche liegt nicht alle Tage in der Mensa des Landeskriminalamtes (LKA). Es sei denn, das Krimifestival Erfurt macht dort Station und die Behörde gestaltet das Rahmenprogramm. Dann können, wie im vergangenen Jahr geschehen, die Besucher am nachgestellten Tatort in Augenschein nehmen, wie dort gearbeitet wird, und mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen.
Was für dieses Jahr vorgesehen ist, wird noch nicht verraten, aber eines steht für LKA-Präsident Jens Kehr schon fest: „Wir möchten in Serie gehen und künftig regelmäßig zu den Veranstaltungsorten des Krimit mifestivals gehören.“Selbstverständlich ist das nicht, ist doch das LKA eine Sicherheitsbehörde, die in der Regel nicht in Erscheinung tritt und das nach Aussagen ihres Präsidenten auch weder soll noch will.
Auf der anderen Seite sieht er sein Amt durchaus in der Pflicht, Kunst und Kultur zu stützen, erst recht in Corona-Zeiten. Die Begeisterung,
der 2019 die Krimifans das Angebot in der Kranichfelder Straße 1 nutzten, bestätigen ihn und das Organisationsteam um Pressesprecherin Manuela Weimann darin, weiterzumachen. „Wir hatten 320 zahlende Gäste“, sagt Manuela Weimann, „wegen Corona dürfen wir allerdings dieses Mal nur 125 einlassen“. Arno Strobel wird zu Gast sein am kommenden Dienstag und seinen Thriller „Die App“vorstellen – die Lesung ist ausverkauft.
Der gute Kontakt zu Buchhändler Peter Peterknecht, der mit seinen Mitarbeitern das Krimifestival zum fünften Mal auf die Beine stellt, habe zudem die Entscheidung nicht schwer gemacht. „Wir haben ja schon die Kinderbuchtage bei der
Landespolizei zu Gast gehabt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Was bei den Kleinen geht, kann für die Großen nicht schlecht sein“, sagt Jens Kehr. Natürlich spiele auch eine Rolle, der Öffentlichkeit die positiven Seiten der Polizei zu zeigen – und um Nachwuchs zu werben. Das geschieht beim LKA allerdings in der Regel an den Erfurter Hochschulen, mit denen die Behörde in einigen Fachbereichen zusammenarbeitet. „Nur etwa 50 Prozent unserer Mitarbeiter sind Polizisten“, erklärt Kehr. „Der Rest sind Wissenschaftler, IT-Experten, Kriminaltechniker, Psychologen, um nur einige zu nennen.“
Privat ist der LKA-Präsident ein Fan von Volker Kutscher. Dessen Kriminalroman-Reihe um Kommissar Gereon Rath, der im Berlin der späten Weimarer Republik und des Nationalsozialismus ermittelt, fasziniert Kehr gerade auch wegen ihrer historischen Bezüge und Handlungsstränge: „Ich warte auf jeden neuen Band.“