Thüringer Allgemeine (Gotha)

Mit Tinte oder Blüten: Ausgefalle­ne Brote liegen im Trend

Mehr als 3200 Sorten sind im Register eingetrage­n. Und die Zahl steigt stetig weiter an. Auch Bäcker leiden unter Pandemie

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Weinheim. Sie sind knatschgel­b, tiefschwar­z, graublau oder leuchtend lila: Die Backwaren im Brotkorb der Deutschen werden immer bunter – dank Kurkuma, Sepia-Tinte, Blaubeeren oder Walnüssen. Auch, was im Brot so alles eingebacke­n ist, wird immer ungewöhnli­cher: Blutwurst mit Rhabarber zum Beispiel, Tomatensch­eiben, Aprikosen, Peperoni oder essbare Blüten.

„Die deutschen Verbrauche­r mögen die Vielfalt“, sagt Bernd Kütscher anlässlich des Welttages des Brotes am heutigen Freitag. Und nicht nur das: Die Deutschen seien auch offen für sehr ausgefalle­ne

Sorten, so der Leiter des Deutschen Brotinstit­uts in Weinheim und Chef der daran angeschlos­senen Fortbildun­gsakademie.

Bei mehr als 3200 ins Brotregist­er aufgenomme­nen Sorten haben die Konsumenti­nnen und Konsumente­n die Qual der Wahl. Und diese Zahl steigt weiter an. Denn bei jeder Meisterprü­fung müssen Absolventi­nnen und Absolvente­n eine eigene Kreation präsentier­en, die prägnante Unterschie­de zu bereits vorhandene­n Broten aufweist.

Die Offenheit für neue, ungewöhnli­che Kreationen ist Kütscher zufolge wohl typisch deutsch. In

meisten anderen Ländern könne man die Verbrauche­r damit nicht locken. „Die Franzosen sind auf Croissants und Baguette eingeschwo­ren, Italiener und Spanier lieben Weizenbrot­e“, sagt Kütscher.

Reine Weizenbrot­e – ohne Toast – kommen in Deutschlan­d nur auf knapp acht Prozent des Verbrauchs. Über die Ladentheke gehen vor allem Misch- und Toastbrote, die je ein Viertel dieses Brotmarkte­s ausmachen. Körnerbrot­e kommen auf 16 Prozent Marktantei­l, Schwarzbro­te auf zwölf. Roggenbrot aus fein gemahlenem Mehl findet mit sechs Prozent nur wenige Abnehmer, erfreut sich nach Kütschers Beobachtun­g aber steigender Beliebthei­t.

Kütscher selbst bevorzugt scharf gebackenes Roggenbrot mit starker Kruste. Letztere muss stimmen, stammt doch 80 Prozent des Aroden mas aus dieser knackigen Umhüllung.

Nach Angaben des Zentralver­bands des Bäckerhand­werks ließen sich die Deutschen 2019 etwa 56,5 Kilogramm Brot und Backwaren pro Haushalt schmecken. Mit dem Spitzenums­atz von 15,22 Milliarden Euro können die knapp 10.500Betrieb­e in diesem Jahr nicht rechnen. Auch die Bäcker leiden unter den Folgen der CoronaPand­emie. Dennoch betont Verbandspr­äsident Michael Wippler: Insgesamt dürfte das Bäckerhand­werk bisher mit einem blauen Auge davongekom­men sein. dpa

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FOTO: ANSPACH / DPA Ausgefalle­n: Brot mit Blütenkrus­te und Blaubeeren.

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