Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Unsere Rechnungen immer bezahlt“

Wacker-Präsident Torsten Klaus über fehlende Punkte, viel Nachwuchs, die Insolvenz und Ärger mit einigen Fans

- Von Dirk Pille Wacker Nordhausen – Ludwigsfel­der FC, Sonntag, 14 Uhr, A.-Kuntz-Sportpark

Nordhausen. Seit vier Monaten stehen Torsten Klaus und sein Präsidium an der Spitze von Wacker Nordhausen. Die Aufräumarb­eiten nach der Insolvenz von Profiabtei­lung und Gesamtvere­in gestalten sich wie erwartet wirtschaft­lich und sportlich schwierig. Die OberligaMa­nnschaft liegt sieglos auf dem vorletzten Platz, auch der Saisonetat ist noch nicht gesichert. Aber der 36 Jahre alte frühere Mittelstür­mer kann erste Erfolge vermelden.

Was verbuchen Sie nach ihrer Wahl zum Wacker-Präsidente­n auf der Habenseite?

Dass die Nachwuchsm­annschafte­n weiterlauf­en. Hier gilt der Dank unseren Trainern, die ja jetzt alles ehrenamtli­ch machen. Wir haben auch bei der Wirtschaft wieder Vertrauen aufgebaut und den Verein in ruhiges Fahrwasser geführt.

Das Oberliga-Team hat aber nur einen Punkt geholt. Werden Sie langsam unruhig?

Wir haben nicht so viel auf der Habenseite wie erhofft. Aber ich besitze weiter volles Vertrauen in den Trainer und unsere sehr junge Mannschaft. Wir üben da keinen Druck aus. Die Stimmung ist trotz allem gut. Die Jungs müssen sich einfach weiterentw­ickeln. Und die Niederlage­n fielen ja meist knapp aus. Gegen Martinroda hat es leider mit dem ersten Sieg nicht geklappt. Gegen Ludwigsfel­de sollte nun am kommenden Sonntag aber ein Dreier her, damit der Abstand ans Mittelfeld nicht immer größer wird.

Welche negativen Dinge erleben Sie und ihre Präsidiums­kollegen nach dem Neuanfang noch?

Leider kommen immer noch jede Woche Sachen aus der Vergangenh­eit ans Licht, die den Verein, unsere Arbeit und den Aufbau neuer

Strukturen bremsen. Aber wenigstens ist es weniger geworden.

Haben Sie Kontakt zu Ex-Präsident Kleofas?

Es gibt keinen Kontakt zu ihm und auch keinen Anlass dazu.

Peter Staufenbie­l, der Insolvenzv­erwalter der Spielbetri­ebs-GmbH, soll erklärt haben, dass es keine Forderunge­n an den ebenso insolvente­n Stammverei­n geben wird.

Das wäre natürlich gut. Aber alles was ich nicht schriftlic­h habe, zählt für mich nicht.

Wann könnte das Insolvenzv­erfahren für den Verein abgeschlos­sen werden?

Mein Wunsch wäre es, wir könnten – bei optimalen Verlauf – die Insolvenz Ende des ersten Quartals 2021 beenden. Das Ziel ist, das Verfahren mit einem Insolvenzp­lan abzuschlie­ßen. Unser Insolvenzv­erwalter Thomas Dithmar aus Erfurt ist sehr engagiert. Ich habe laufend Kontakt mit ihm. Er war auch schon bei diversen Oberliga-Spielen unserer Mannschaft dabei.

Wie geht es dem Verein aktuell?

Dem Verein geht es weiter finanziell schlecht. Aber seit wir im Amt sind, konnten wir unsere Rechnungen immer pünktlich bezahlen. Wir wirtschaft­en sehr vernünftig. Unser Etat ist allerdings noch nicht bis zum Saisonende gesichert. Die Corona-Krise macht uns da zu schaffen. Unternehme­n, die gerade Corona-Hilfe beantragen müssen, können uns nicht in dem Umfang unterstütz­en, wie wir das erhoffen.

Suchen Sie nach Verstärkun­gen?

Die gute Nachricht war erstmal, dass uns bis zum Ende der Transferpe­riode

kein weiterer Spieler verlassen hat. Bei uns kann man zwar kein großes Geld verdienen, kann sich aber sportlich als junger Spieler in der fünfthöchs­ten Spielklass­e durchaus entwickeln. Wir helfen mit unseren Partnern bei Ausbildung, Job und Wohnung. Mit Paul Kirchner und Elias Gorges haben wir jetzt noch wichtige Akteure hinzubekom­men. Wir suchen weiter in der Region, um uns im Winter vielleicht nochmals zu verstärken. Oberstes Ziel bleibt schließlic­h, die Klasse zu halten.

Die Fans gehen diesen Weg offenbar mit Geduld auch mit. Leider kam es wiederholt zu Verstößen, so zuletzt in Martinroda. Wie reagiert der Verein?

Fußball ist emotional und wir sind dankbar für unsere zahlreiche­n Fans, vor allem auswärts. Doch nach dem E-Zigaretten-Wurf in Martinroda auf den Linienrich­ter erwarten wir eine saftige Geldstrafe, die wir uns eigentlich nicht leisten können. Es war ja schon nach der Partie gegen Fahner Höhe bei uns außerhalb des Stadions zu Rangeleien gekommen. Sollten Täter von der Polizei ermittelt werden, werden wir als Verein hart durchgreif­en.

Der FC Rot-Weiß Erfurt steht trotz Insolvenz schon wieder an der Spitze der Oberliga. Haben Sie das erwartet?

Wir können uns mit Rot-Weiß nicht vergleiche­n. In Erfurt herrscht wirtschaft­lich eine andere Infrastruk­tur. Die haben 2500 Fans als harten Kern – wir 350. Ich habe mich gefreut, dass es dort weitergeht. Ich habe fünf Jahre dort im Nachwuchs gespielt. Für Thüringen ist Rot-Weiß wichtig. Für uns ist das in der aktuellen Lage aber kein Konkurrent.

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FOTO: CHRISTOPH KEIL Präsident Torsten Klaus

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