Sechs Gründe für sechs Niederlagen
Fußball-Verbandsliga: Warum Ohratals guter Saisonstart ein Strohfeuer blieb und der Aufsteiger jetzt Letzter ist
Ohrdruf. Das Heimdebakel gegen Arnstadt tat weh. Ohratals Spielern, den Fans und ganz besonders dem Trainer. Obwohl Thomas Giehl mittlerweile schon eine gewisse Routine im Umgang mit Rückschlägen hat, habe er diesmal lange gebraucht, um dieses desaströse 0:6 zu verarbeiten. In der Thüringenliga-Tabelle ist Aufsteiger FSV 06 Ohratal nun ganz unten angekommen. Was ist nach nach dem so überzeugenden Saisonstart mit dem 2:0 gegen Sondershausen passiert? Unsere Zeitung begab sich mit Giehl auf Ursachenforschung.
1. Es fehlt die Qualität in der Breite
Ohrdruf hat ein über Jahre eingespieltes Team, innerhalb des Aufgebots gibt es jedoch ein zu großes Leistungsgefälle. „Fallen drei Mann aus, können wir das nicht auffangen“, weiß Giehl, dass der Kader zu klein ist und eigentlich nichts passieren darf. Im Sommer kamen mit Julian Krieg (19) und Dominic Tischer (19) zwei junge, zweifelsohne talentierte Spieler dazu, aber keine Akteure, die sofort das Niveau anheben. Für hochkarätige Nachverpflichtungen fehlten dem FSV auch die finanziellen Möglichkeiten.
2. Verletzungspech
„Wir waren gegen Sonderhausen auf einem guten Weg, aber schon das zweite Spiel hat unsere ganze Theorie über den Haufen geworfen“, stellt für Giehl das 0:1 in Schleiz den Knackpunkt dar. Mit Marty Jung (fehlte vier Partien), Stephan Kurbirske (wieder im Lauftraining) und Maximilian Meitz (Kreuzbandriss) zogen sich bei der „Auswärtsschlacht“drei Aktivposten Verletzungen zu.
3. Unerklärliche Aussetzer
Die Verunsicherung der Mannschaft spiegelt sich in vielen individuellen Fehlern wider. „Quasi in jedem Spiel produzieren wir irgend so einen Klops“, ärgert sich Giehl.
Gegen Arnstadt waren es gleich zwei, die den Neuling auf die Verliererstraße brachten: Ein katastrophaler Rückpass und eine unnötige Notbremse. „Die Jungs“, so Giehl, „sind derzeit zu sehr mit sich beschäftigt.“.
4. Wie man trainiert, so spielt man
Dass die Stimmung beim Training am Dienstagabend eher gedämpft war, war 48 Stunden nach der Demütigung logisch. Gewünscht hätte sich Giehl jedoch, mehr als 13 Akteure, darunter drei Torhüter, zu begrüßen. Mit der Trainingsbeteiligung ist er nicht zufrieden. Auch die Einstellung müsse sich unbedingt ändern, fordert der Coach: „Jetzt ist jeder einzelne Spieler gefragt, sich im Training zu quälen und an seiner Fitness zu arbeiten.“
5. Der Kapitän ist noch nicht der Alte
Seit 2014 ist Philipp Kiebert die zentrale Figur im Ohrdrufer Spiel.
Der 29-Jährige verpasste urlaubsbedingt den finalen Teil der Saisonvorbereitung und ist noch nicht wieder der Alte. Die Rolle, die er gewöhnlich als Leitwolf übernimmt, konnte der Mittelfeldspieler mit dem Hammerschuss bislang noch nicht ausfüllen. Zwei gegen Eisenberg vergebene Elfmeter taten seinem Selbstvertrauen nicht gut. Aber Ohrdruf braucht einen Kiebert in Bestform, um die Niederlagenserie zu beenden.
6. Schiedsrichter-Entscheidungen
Bei vier der sechs Niederlagen scheiterte Ohratal an Kleinigkeiten, zu denen auch unglückliche Schiedsrichterentscheidungen zählen. In Schleiz hätte der Referee einem Gastgeber nach brutalem Foul Rot zeigen müssen. Beim stand von 0:0 wäre man fast eine Stunde in Überzahl gewesen. Zweites Beispiel: In Teistungen kippte das Spiel nach einem fragwürdigen Handelfmeter und Ohrdruf verlor noch 2:3.