Thüringer Allgemeine (Gotha)

Verfassung­sschutz behält Gebäude in Nordhausen im Blick

Behörde registrier­t Bewegung am einstigen rechtsextr­emen Siedlungsp­rojekt. Keine Razzia nach Verbotsver­fügung

- Von Fabian Klaus

Nordhausen. Der Thüringer Verfassung­sschutz geht davon aus, dass das Haus eines einstigen rechtsextr­emen Siedlungsp­rojektes im Landkreis Nordhausen fortwähren­d, aber nur noch privat genutzt wird. Allerdings wird das Objekt in Mackenrode weiter beobachtet, heißt es aus Kreisen des Amtes.

Seit 2018 hatten Mitglieder der im Juni 2020 verbotenen rechtsextr­emen Gruppe „Nordadler“das Gebäude für ein sogenannte­s „Siedlungsp­rojekt“genutzt. Bei bundesweit­en Razzien im Juni im Zuge des Verbotes wurde es allerdings nicht durchsucht. Ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums erklärte das seinerzeit damit, dass das Objekt kaum noch eine Nutzung erfahre.

Wenig später wurden allerdings von der Gruppe Antifa Nordthürin­gen Fotos veröffentl­icht, die sehr wohl eine Bewegung auf dem Gelände belegen. Das könnte erneut den Thüringer Verfassung­sschutz auf den Plan gerufen haben, der nach Informatio­nen dieser Zeitung über Erkenntnis­se verfügt, dass die derzeit wohl private Nutzung in Verbindung mit einem nicht aus Thüringen stammenden Rechtsextr­emisten zu bringen sein könnte. Das Objekt werde weiter beobachtet, heißt es aus Kreisen des Amtes.

Der CDU-Innenpolit­iker Raymond Walk konstatier­t eine länderüber­greifend erfolgreic­he Zusammenar­beit beim „Nordadler“-Verbot. „Die wahren Absichten und ideologisc­hen nationalso­zialistisc­hen Motive wurden bewusst verschleie­rt“, sagte er. Walk zeigt sich besorgt darüber, dass sich die Mitglieder offenbar gezielt Thüringen für ihr Projekt ausgesucht hatten, weil sie hier möglicherw­eise „einen geringeren Kontrolldr­uck“vermutet hätten, so Walk. Der Unionspoli­tiker

erneuerte seine Forderung, dass es „einen starken Verfassung­sschutz braucht“, um Projekte wie in Mackenrode zu enttarnen. „Denn hier erschließt sich der rechtsextr­eme Hintergrun­d für den unbefangen­en Betrachter nicht“, sagte Walk.

Einer Antwort des Thüringer Innenminis­teriums auf eine Anfrage des Abgeordnet­en zufolge bewegte sich die Zahl der Nordadler-Zugehörige­n in der Spitze im „mittleren zweistelli­gen Bereich aus verschiede­nen Bundesländ­ern“. Mitglieder aus Thüringen seien nicht bekannt, heißt es in dem Papier. In zwei Fällen haben Mitglieder der verbotenen Gruppierun­g im Fokus der Thüringer Strafverfo­lgungsbehö­rden gestanden.

Es wird aber davon ausgegange­n, dass einzelne „Nordadler“-Mitglieder über Kontakte in das breite Spektrum der rechtsextr­emen Parteien und Vereinigun­gen verfügen.

Das Innenminis­terium konstatier­t innerhalb der Gruppe einen stark ausgeprägt­en Antisemiti­smus, was beispielsw­eise mit positiven Bezugnahme­n der Gruppe auf den antisemiti­schen Anschlag in Halle zu belegen sei. Überdies habe „Nordadler“die Wiedererri­chtung des „nationalso­zialistisc­hen Staates“herbeigese­hnt und sei an einer Führungsfi­gur ausgericht­et gewesen, die bestrebt war, jungen Menschen über verschiede­ne Kanäle rechtsextr­emistische­s Gedankengu­t nahezubrin­gen.

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FOTO: S. FROMM Raymond Walk (CDU) erneuert seine Forderung nach einem starken Verfassung­sschutz.

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