Stärke und Schwäche
Im Januar 2010 zahlte man rund 1,43 US-Dollar für einen Euro, in der Corona-Zeit etwa 1,10 und aktuell liegt er bei rund 1,17. Sehen wir neue Euro-Höchststände, wertet der US-Dollar weiter ab, verliert er gar die Funktion als Leitwährung und soll eine Dollaranlage in der Anlagepolitik überhaupt berücksichtigt werden?
Generell werden Wechselkurse von Angebot und Nachfrage bestimmt. Dahinter stehen Volkswirtschaften. Der KaufkraftparitätenTheorie folgend soll ein identisches Gut in unterschiedlichen Ländern den gleichen Preis haben. Mit dem Big-Mac-Index der Zeitschrift The Economist wird diese Theorie sichtbar. Für Juli 2020 ermittelt sich ein Big-Mac-Preis für Europa
(USA) von 4,21 Euro (5,71 Dollar). Der Wechselkurs läge damit bei 1,36 zu damals 1,14 Dollar und demnach wäre der Dollar mit 19 Prozent über- und der Euro mit 16 Prozent unterbewertet.
Was nun? Verlässliche Währungsprognosen zur Bestimmung des angemessenen Wechselkurses sind komplex. Fakt ist, dass die USNotenbank sich mit ihrem aktuellen Strategiewechsel zur Bekämpfung der Rezession und Arbeitslosigkeit auf einen Null-Zins für längere Zeit festgelegt hat und den Weg der Entschuldung über die finanzielle Repression geht.
Belastend wirken auch das USStaatsdefizit und die Staatsschuldenquote. Auch scheint das europäische Corona-Krisenmanagement professioneller zu sein. Schließlich ermöglicht die Einigung auf einen Wiederaufbaufonds die Kreditaufnahme für Europa. Der europäische Datenkranz ist damit besser als der amerikanische. Das macht den Euro für ausländische Anleger attraktiv. Aber eine Ablösung des Dollars als Leitwährung ist nicht zu erwarten. Noch immer werden etwa 60 Prozent aller Währungsreserven in Dollar gehalten (20 Prozent in Euro), Rohstoffe wie Öl und Gold und die überwiegenden Devisentransaktionen in Dollar gehandelt. Auch verfügen die USA über einen großen Wirtschaftsraum, der zwar kleiner als der europäische ist, aber politisch einheitlich.
Ein starker Euro zeigt Wertstabilität nach innen und einen relativen Preisvorteil nach außen. Mit viel Kaufkraft kann man – wenn möglich – billiger Urlaub machen und günstiger im Ausland investieren. Gleichzeitig muss unsere Exportwirtschaft die Effizienz ihrer Produktivität verbessern, um preislich wettbewerbsfähig zu bleiben. Deutsche Anleger, die in US-amerikanische Titel investieren, realisieren Währungsverluste. Aber der Währungsblickwinkel sollte in der Anlagepolitik nicht allein das Maß aller Dinge sein.
Die Investition eines Teils der Anlage in die Weltleitwährung bleibt unverändert interessant. Der immer noch ungeregelte Brexit kann zum Jahresende den Euro belasten. Auch die Dominanz von einigen US-Branchen gegenüber Europa ist unverändert gegeben. Die aktuelle Währungsentwicklung rückt die Dinge wieder zusammen, wirkt korrigierend und lässt eine dramatische Aufwertung des Euro nicht erwarten. technisch verbessertes Sturmgewehr mitzubieten und nach erster Begutachtung auch noch den Zuschlag erhalten. Ich möchte nicht wissen, wie die Drähte zwischen Wirtschaft, Heer und Politik geglüht haben, um dieses Dilemma abzuwenden, was auch leider zu einem Teilerfolg führte. Das Verfahren wird ausgesetzt, die Vergabe vertagt und die Suche nach Hintertüren geht weiter. Sollte das Prozedere zuungunsten des ostdeutschen Bieters ausfallen, dann ist das ein Zeichen für die Unaufrichtigkeit hinsichtlich Förderung der Wirtschaft in den neuen Bundesländern.
Rolf Panzner, Sondershausen