Kaffeemonster erobern die Welt
Am Anfang waren ein Ellenbogen und eine Tasse. Als sie kollidierten, entstand eine neue Welt. Das jedoch konnte Stefan Kuhnigk nicht ahnen, als er während einer Besprechung seinen Unterlagen eine hell- bis dunkelbraune Tönung gab, weil er im Eifer des Gefechts den Kaffee umstieß, statt ihn zu trinken.
Doch anderntags, als die Papiere trocken und knittrig waren, schien es dem Kommunikationsdesigner, als sei da mehr, als wolle etwas entdeckt werden – und so ließ er den Stift auf der Fleckenfläche tanzen. Das erste Kaffeemonster erblickte das Licht seines Büros.
„Irgendwas hat mich aus diesem Kaffeefleck angegrinst, wollte gezeichnet werden“, webt der 36-Jährige, der in Hamburg lebt, die Geschichte weiter und sagt mit einem Schmunzeln: „Es war ein wirklich guter Zufall.“
Entstanden ist ein Kaffeemonster-Universum, in dem mittlerweile mehr als 600 dieser Gesellen leben. Dicke, dünne, große, kleine, friedliche, aber in der Mehrzahl gefährliche – sie heißen ja nicht von ungefähr Monster.
Auf den Zufall verließ sich Stefan Kuhnigk aber schon beim zweiten Monster nicht mehr. „Am anderen Tag habe ich mit dem Löffel absichtlich aufs Papier gekleckert, was mir natürlich befremdete Reaktionen von den Kollegen einbrachte“, erinnert er sich. Das zweite Monster nahm buchstäblich Konturen an und seitdem hat Kuhnigk nicht mehr aufgehört, sie zu zeichnen.
Nahezu täglich um 15 Uhr (zur Kaffeepause) tropft er Kaffee aufs (mittlerweile edle) Papier, lässt es über Nacht trocknen und sich am anderen Tag überraschen, welches Monster gezeichnet werden will. Zu jedem erzählt Kuhnigk eine Geschichte, sei es in nur einem Satz oder in einem MiniKapitel. Jedoch verfasst er die Begleittexte ausschließlich auf Englisch, wie alles rund um die Coffeemonsters, auch das dazugehörige Buch.
„Das liegt vor allem daran, dass die Kaffeemonster durch Instagram bekannt geworden sind, und das ist eine internationale Plattform“, erklärt Stefan Kuhnigk. „Dort sind ,nur’ 20 Prozent meiner Follower Deutsche“, fährt er fort. „Dementsprechend schreibe und texte ich alles in englischer Sprache, denn über 60 Prozent kommen aus den USA und der Rest verteilt sich weltweit.“
Knapp 30.000 Menschen folgen mittlerweile in den sozialen Medien seiner Kaffeemonsterkunst. Leben kann er davon nicht, Broterwerb bleiben Unternehmenskonzepte. Aber: „Die Monster sind ein Anreiz, um jeden Tag etwas Kreatives zu machen“, sagt er.