Thüringer Allgemeine (Gotha)

Kaffeemons­ter erobern die Welt

- Stefan Kuhnigk: The Coffeemons­ters Book. Gudberg Nerger, 208 Seiten, acht heraustren­nbare Kunstpostk­arten, 24,90 Euro www.instagram.com/ thecoffeem­onsters/

Am Anfang waren ein Ellenbogen und eine Tasse. Als sie kollidiert­en, entstand eine neue Welt. Das jedoch konnte Stefan Kuhnigk nicht ahnen, als er während einer Besprechun­g seinen Unterlagen eine hell- bis dunkelbrau­ne Tönung gab, weil er im Eifer des Gefechts den Kaffee umstieß, statt ihn zu trinken.

Doch anderntags, als die Papiere trocken und knittrig waren, schien es dem Kommunikat­ionsdesign­er, als sei da mehr, als wolle etwas entdeckt werden – und so ließ er den Stift auf der Fleckenflä­che tanzen. Das erste Kaffeemons­ter erblickte das Licht seines Büros.

„Irgendwas hat mich aus diesem Kaffeeflec­k angegrinst, wollte gezeichnet werden“, webt der 36-Jährige, der in Hamburg lebt, die Geschichte weiter und sagt mit einem Schmunzeln: „Es war ein wirklich guter Zufall.“

Entstanden ist ein Kaffeemons­ter-Universum, in dem mittlerwei­le mehr als 600 dieser Gesellen leben. Dicke, dünne, große, kleine, friedliche, aber in der Mehrzahl gefährlich­e – sie heißen ja nicht von ungefähr Monster.

Auf den Zufall verließ sich Stefan Kuhnigk aber schon beim zweiten Monster nicht mehr. „Am anderen Tag habe ich mit dem Löffel absichtlic­h aufs Papier gekleckert, was mir natürlich befremdete Reaktionen von den Kollegen einbrachte“, erinnert er sich. Das zweite Monster nahm buchstäbli­ch Konturen an und seitdem hat Kuhnigk nicht mehr aufgehört, sie zu zeichnen.

Nahezu täglich um 15 Uhr (zur Kaffeepaus­e) tropft er Kaffee aufs (mittlerwei­le edle) Papier, lässt es über Nacht trocknen und sich am anderen Tag überrasche­n, welches Monster gezeichnet werden will. Zu jedem erzählt Kuhnigk eine Geschichte, sei es in nur einem Satz oder in einem MiniKapite­l. Jedoch verfasst er die Begleittex­te ausschließ­lich auf Englisch, wie alles rund um die Coffeemons­ters, auch das dazugehöri­ge Buch.

„Das liegt vor allem daran, dass die Kaffeemons­ter durch Instagram bekannt geworden sind, und das ist eine internatio­nale Plattform“, erklärt Stefan Kuhnigk. „Dort sind ,nur’ 20 Prozent meiner Follower Deutsche“, fährt er fort. „Dementspre­chend schreibe und texte ich alles in englischer Sprache, denn über 60 Prozent kommen aus den USA und der Rest verteilt sich weltweit.“

Knapp 30.000 Menschen folgen mittlerwei­le in den sozialen Medien seiner Kaffeemons­terkunst. Leben kann er davon nicht, Broterwerb bleiben Unternehme­nskonzepte. Aber: „Die Monster sind ein Anreiz, um jeden Tag etwas Kreatives zu machen“, sagt er.

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