Thüringer Allgemeine (Gotha)

Netzwerk unterstütz­t bei der Begleitung Sterbender Aus der Seniorenre­daktion

Letzte-Hilfe-Kurse geben Angehörige­n und Freunden das nötige Rüstzeug

- Von Margitta Guhn

Erfurt. „Am Ende wissen, wie es geht“: Unter diesem Motto gab es am Anfang des Jahres einen kleinen Artikel in der TA, wo das Katholisch­e Krankenhau­s (KKH) diesen Kurs anbietet.

Neugierig geworden, machte ich mich kundig und meldete mich zu einem der Kurse an. Durch Corona gab es eine Verschiebu­ng in den Oktober. Aber er fand statt.

Um es vorweg zu nehmen, ich habe es keinen Moment bereut. Jeder der Anwesenden, die sich im Hörsaal der Schule für Gesundheit­sund Krankenpfl­ege am KKH einfanden, hatte seinen persönlich­en Grund, um an diesem Kurs teilzunehm­en. Und diese waren vielfältig, wie sich in der Vorstellun­gsrunde zeigte.

Unter Leitung von Herrn Oberarzt Mönchgesan­g und seinen Mitarbeite­rn der Palliativs­tation des KKH wurden in einer angenehmen Atmosphäre, in vier Modulen, Hintergrun­d und Bedarf für „Die Letzte Hilfe“anschaulic­h erklärt. Auch einen praktische­n Teil gab es.

Es sind Kleinigkei­ten, kleine Tricks, nicht allein schwerkran­ken Menschen Besserung des Allgemeinb­efindens zu verschaffe­n. „Da“sein, Bleiben, Aushalten und Zuhören bringen Einblicke, die nicht nur in Ausnahmesi­tuationen anwendbar sind. Durch den demografis­chen Wandel, ist es der

Wunsch vieler, zu Hause sterben zu können. Anderen in der Not und im Sterben beizustehe­n, ist eine Aufgabe, bei der sich sicher viele überforder­t sehen. Dass es ein umfangreic­hes Netzwerk gibt, wussten die wenigsten. Auch ich zähle mich dazu…

Palliativ-Versorgung bei Krankenkas­se beantragen

Die AAPV (Allgemeine Palliative Versorgung) und die SAPV (Spezialisi­erte ambulante Palliativ Versorgung) sind Netzwerke, in denen sich 2013 erfahrene Palliativm­ediziner, Fachärzte, Seelsorger, Psychologe­n, Kliniken und Apotheken zusammenge­schlossen haben. Jeder Fall ist anders, erfordert einen individuel­len Notfallpla­n und die Koordinati­on der Palliativv­ersorgung. Für den gesetzlich Versichert­en gibt es einen rechtliche­n Anspruch, mit einem kostenlose­n Angebot. Das heißt, dass 95 Prozent der Kosten von der Kranken- und Pflegevers­icherung übernommen werden, die restlichen fünf Prozent werden durch Spenden finanziert. Die Anträge müssen bei der Krankenkas­se durch den Haus- oder Facharzt, können aber auch durch Angehörige gestellt werden.

Der körperlich­e Verfall eines Menschen durch die Krankheit bringt die Familie zunehmend an ihre Grenzen. Der Rollenverl­ust, der persönlich­e Rückzug aus seinem Freundes- und Arbeitsumf­eld, verschärfe­n in nicht wenigen Familien noch die Situation. Mögliche finanziell­e Nöte tun ihr übriges. Auch die verschiede­nen religiösen Rituale spielen bei der Betreuung eine wesentlich­e Rolle.

Es war sicher nicht nur für mich eine Bereicheru­ng zu erfahren, dass der Arbeiter-Samariter-Bund einen „Wünschewag­en“vorhält. Auch der Malteser Hilfsdiens­t bietet die Erfüllung letzter Wünsche an. Diese vielen Hinweise für sich zu nutzen, liegt an jedem selbst. Aber eins weiß ich, diese weiterzuge­ben sind wichtig.

Den nächste Termin für den Letzte-Hilfe-Kurs kann man erfragen, nicht nur in Netzwerken. Es lohnt sich auf jeden Fall…

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