Es geht wieder was
Karl Junghannß vom Top-Team des Erfurter LAC kämpft beim einzigen Rennen des Jahres um ein Olympia-Ticket
Erfurt. Endlich. Es geht wieder was. Karl Junghannß ist erleichtert. „Ich bin froh, dass es mal wieder einen Wettkampf gibt und ich die Chance habe, die Norm für die Olympischen Spiele zu erfüllen“, sagt der Geher vom Top-Team des Erfurter LAC. Am Samstag startet der 24Jährige beim internationalen Wettbewerb im slowakischen Dudince. Es ist sein erster offizieller Wettbewerb seit seiner Teilnahme am Frankfurt-Marathon im Oktober 2019, als er auf für ihn ungewohntem Terrain in 2:17:54 Stunden auf Rang 27 und als bester Deutscher überraschte.
Weil die Slowakei schon vor drei Wochen wegen der Corona-Krise den nationalen Notstand ausrief, stand die Austragung der Leichtathletik-Veranstaltung in Dudince, 175 Kilometer östlich der Hauptstadt Bratislava gelegen, lange Zeit auf der Kippe. Dass nun seine Teilnahme mit zahlreichen Restriktionen verbunden ist, nimmt Junghannß gelassen hin. Für ihn zählt, dass er endlich wieder starten kann.
Zu den Einschränkungen gehört, dass er mit Heimtrainer Pedro Zaslavskyy erst am Freitag an den Veranstaltungsort reisen kann, wo tags darauf bereits um 8 Uhr der 50-Kilometer-Wettbewerb ausgetragen wird. Dort muss er einen negativen Corona-Test vorlegen. In Dudince selbst ist ein weiterer Test am Vorabend des Rennens fällig.
Zudem wurde die Veranstaltung deutlich abgespeckt. Die sonst üblichen 20-Kilometer-Wettbewerbe und Nachwuchsrennen entfallen. Zuschauer sind weder an der Strecke noch im Start- und Zielbereich erlaubt. Über die 50 Kilometer ist das Starterfeld zudem auf 20 Teilnehmer begrenzt. Erst an der Startlinie darf Junghannß den Mund-Nasen-Schutz abnehmen: „Ich denke, dass alles getan worden ist, um den Wettbewerb auch in Corona-Zeiten sicher durchzuführen.“Aus Deutschland sind noch Carl Dohmann (Baden-Baden) und Nathaniel Seiler (Bühlertal) dabei.
In Dudince wäre Junghannß in diesem Jahr normalerweise bereits am Start gewesen – im Frühjahr. Gerade war er aus dem Trainingslager aus Südafrika heimgekehrt, als im März die Corona-Krise ihren Anfang nahm und den Sport in aller Welt lahmlegte. „Damals hatte ich mich auf Dudince vorbereitet. Zehn Tage vorher kam die Absage. Zum Glück ist nun ein Konzept gefunden worden, dass wir antreten können“, sagt der gebürtige Altenburger.
Dass er seit langer Zeit keinen Wettbewerb mehr absolviert hat, ist für ihn dennoch keine außergewöhnliche Situation. Eine 50-Kilometer-Strecke bestreitet man auch sonst nicht im monatlichen Rhythmus. „Aus diesem Grund sehe ich gar keine Probleme. Ich habe in den zurückliegenden Monaten sehr gut gearbeitet und fühle mich gut vorbereitet“, sagt Junghannß, der Ende September für drei Wochen im 1850 Meter hoch gelegenen Livigno in den italienischen Alpen trainiert hat, aber auch im heimatlichen Erfurt zum Beispiel auf der HartwigGauder-Runde im Steigerwald oder in Kienbaum vor den Toren Berlins unterwegs war. „Wir haben gar nicht so viel anders gemacht als in anderen Jahren.“
In der Slowakei muss der junge Erfurter auf der langen Strecke mindestens eine Zeit von 3:50:00 Stunden erreichen, um das Ticket für die um ein Jahr verschobenen Sommerspiele in Tokio zu buchen. Jenen Wert hat er selbst schon unterboten. Als er 2017 in London bei seiner WM-Premiere einen starken 13. Platz belegte, kam der Student nach 3:47:01 Stunden ins Ziel.
„Als ich damals das Ziel erreicht habe, war ich gefühlt bewusstlos. Diesmal werde ich kaum Zeit zur Regeneration haben“, sagt der Erfurter, der wegen der Corona-Maßnahmen trotz garantiert schwerer Beine sofort die Heimreise im Auto nach Deutschland antreten wird.
Sollte er die für die Olympia-Teilnahme vorgegebene Norm diesmal noch nicht schaffen, dürfte Karl Junghannß im Frühjahr wohl noch eine weitere Chance erhalten. Wo und bei welchem Wettbewerb, weiß momentan niemand so genau. Es ist halt Corona-Zeit.
„Wir haben gar nicht so viel anders gemacht als in anderen Jahren.“
Karl Junghannß über die Vorbereitung.