Thüringer Allgemeine (Gotha)

Grüne vertagen Streitfrag­en

Partei beschließt neues Grundsatzp­rogramm

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Berlin. Der linke Altmeister brachte Stimmung in einen über weite Strecken eher blutleeren Grünen-Programmpa­rteitag. Als Robert Habeck und Annalena Baerbock beim Streitthem­a mehr Bürgerbete­iligung Schiffbruc­h zu erleiden drohten, kam der aus seinem Wohnzimmer zugeschalt­ete Jürgen Trittin den Parteichef­s zu Hilfe.

Erst genervt von seinem eigenen Echo und technische­n Problemen („Ach, Mann!“), hielt der Ex-Umweltmini­ster aus rot-grünen Schröder-Fischer-Zeiten dann eine Brandrede gegen Volksabsti­mmungen auf Bundeseben­e. Diese würden die repräsenta­tive Demokratie gefährden, siehe Weimarer Republik, siehe Brexit. Umgekehrt kämpfte einer der grünen Gründungsv­äter, Lukas Beckmann für mehr Plebiszite. Wer, wenn nicht die basisbeweg­ten Grünen, sollte den Bürgern mehr Mitsprache ermögliche­n? Am Ende setzte sich die Parteispit­ze mit der Verankerun­g unverbindl­icher Bürgerräte im neuen Grundsatzp­rogramm knapp durch.

Diese Episode war exemplaris­ch für den dreitägige­n Internet-Konvent. Die Grünen streiten noch, aber zerlegen sich nicht mehr wie früher auf offener Bühne. Größtmögli­che Geschlosse­nheit war das Credo – und das soll für das gesamte Superwahlj­ahr 2021 gelten. Habeck und Baerbock halten die weit vorne liegende Union für schlagbar. Richtig zur Sache wird es bei den Grünen erst beim Erstellen des Wahlprogra­mms gehen. tb

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