Die Gründer werden alt
Heimatstuben in Thüringen stehen vor einem Generationswechsel
Hohenfelden/Mühlhausen. Zahlreiche Heimatstuben in Thüringen stehen nach Einschätzung von Fachleuten vor einem Generationswechsel. Heimatstuben seien in den Umbrüchen der 1990er-Jahre vielerorts von Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aufgebaut worden, sagte die Ethnologin Juliane Stückrad von der volkskundlichen Beratungsstelle am Freilichtmuseum Hohenfelden. Nach Beobachtungen des Thüringer Museumsverbandes werden sie teils noch heute von der Gründergeneration betreut.
„Diese Menschen kommen jetzt in ein Alter, in dem sie sich von dieser Aufgabe zurückziehen oder es schon getan habe“, sagte dessen Präsident
Thomas Müller. In Thüringen gibt es der volkskundlichen Beratungsstelle zufolge schätzungsweise 300 Heimatstuben.
Sie finden sich oft in Dörfern und werden meist ehrenamtlich von Vereinen oder engagierten Einzelkämpfern betrieben, wie die Fachleute einschätzen. „Da ist die Frage, ob sie den Generationswechsel hinbekommen“, sagte Müller. Das sei nicht zuletzt wegen der zusammengetragenen Sammlungen wichtig, aber auch wegen der von Heimatstuben oft wahrgenommenen Funktion als soziale Anlaufstelle und Treffpunkt in den Orten.
„Sie haben da auch eine etwas andere Funktion als Museen.“Stückrad zufolge entstehen sie oft dann, wenn sich die Gesellschaft rapide wandelt. „Wenn alte Dinge ihre Bedeutung verlieren.“Das sei in Thüringen in den 1990er-Jahren der Fall gewesen.
Die damals oft von auf dem zweiten Arbeitsmarkt Beschäftigten eingerichteten Heimatstuben haben sich nach ihrer Einschätzung vor allem der Bewahrung alter Handwerkstechniken und Haushaltsgeräten verschrieben, auch altes Spielzeug und Mobiliar bleibe so erhalten.
Teilweise bewahrten die Einrichtungen Tausende Stücke auf. Die volkskundliche Beratungsstelle am Freilichtmuseum Hohenfelden ist Ansprechpartnerin für Betreiber von Heimatstuben und steht in fachlichen Fragen zur Seite. dpa