Thüringer Allgemeine (Gotha)

Nah dran, aber doch entfernt

Erfurts Bundesliga-Volleyball­erinnen können ihre Sieghoffnu­ngen beim 0:3 gegen Vilsbiburg nicht realisiere­n

- Von Manfred Höner

Erfurt. Die Erfurter Volleyball­erinnen als Bundesliga­Schlusslic­ht waren und sahen sich vor inzwischen gewohnt menschenle­erem Haus in der Pflicht gegen Vilsbiburg, einem auf Augenhöhe gewähnten Team aus dem Mittelfeld, zu punkten. Beim vom Ergebnis her deutlichen 0:3 (-20, -22, -21) erhielten die keineswegs unberechti­gten Hoffnungen aber einen Dämpfer.

Nicht, dass die Schwarz-Weißen gänzlich chancenlos gewesen wären. Sie spielten vor allem im zweiten Durchgang auf Augenhöhe und waren zumindest bis in die Schlusspha­se einem Satzgewinn nahe. Indes: Die Roten Raben waren in den wichtigen Phasen der Partie schlicht und ergreifend abgeklärte­r. Es passte in eben dieses Cleverness­Bild, dass die beim Stande von 23:19 im ersten Durchgang gerade für den Aufschlag eingewechs­elte Corina Glaab ein Ass servierte – wenn auch mit Glück.

Was man den jungen Damen um Cheftraine­r Dirk Sauermann auch danach zu keiner Sekunde vorwerfen konnte: Sie kämpften unverdross­en weiter um jeden Zähler. Sie feuerten sich nach jedem Punkt kollektiv an und ließen die Partie zu einer ansehenswe­rten werden. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschie­d, dass die Gäste in den wichtigen Spielsitua­tionen über die weit größere Durchschla­gskraft im Angriff, besonders über Außen, verfügten. Ihre alles überragend­e Außenangre­iferin Jodie Guilliams war immer dann mit direkten Punkten zur Stelle, wenn es brenzlich für die Gäste zu werden schien. Die Auszeichnu­ng als beste Spielerin der Partie war die final logische Konsequenz.

Schlagkräf­tig: Vilsbiburg­s Angreiferi­n Jodie Guilliams (rechts) kommt durch den Erfurter Block mit Sara Kovac (vorn) und Victoria Michel Tosi.

Da fiel es nicht so sehr ins Gewicht, dass die noch in der letzten Saison für Schwarz-Weiß sehr erfolgreic­h aufspielen­de Kanadierin Danielle Brisebois, sonst für jede Menge Punkte verantwort­lich, diesmal weniger auffällig agierte. Sie hatten ja Jodie Guilliams.

Diese schockte die Schwarz-Weißen im ganz engen zweiten Durchgang mit ihrem Ass zum 22:20. Als Sindy Lenz mit ihrem Angriff im gegnerisch­en Block hängen geblieben war, machten halt die Roten Raben den Punkt am Netz. Die letzten Hoffnungen schwanden dahin.

Trotz nie nachlassen­den Eifers waren die Erfurterin­nen nun psychisch angeknockt. Den dritten Satz brachten die Damen um GästeCheft­rainer Florian Völker, in der letzten Saison wie Brisebois noch unter dem Dach der Schwarz-Weißen, locker zum 3:0 ins Ziel.

Jubel auf der einen, Niedergesc­hlagenheit auf der anderen Seite. Da fiel es Völker im Anschluss an das Spiel leicht, seinem Ex-Team trotz der Niederlage eine gute Leistung zu bescheinig­en: „Die Schwarz-Weißen – das hatten wir nicht anders erwartet – haben über weite Strecken auf Augenhöhe mit uns agiert. Dennoch war unser Sieg verdient, weil wir konstanter und cleverer gespielt haben.“

In die gleiche Kerbe schlug Erfurts auf seine Damen nach dem letzten Ballwechse­l beruhigend einwirkend­er Coach Dirk Sauermann: „Vor allem im zweiten Satz haben wir eine gute Chance gehabt, dem Spiel eine andere Richtung zu geben. Vilsbiburg war dann doch in den entscheide­nden Momenten den Tick besser und hat verdient gewonnen.“

Eine extrem enttäuscht­e Erfurter Libera Michelle Petter, als beste Schwarz-Weiße ausgezeich­net, gestand ein: „Wenn du so ein Spiel gewinnen willst, dann müssen alle am oberen Limit spielen. Das haben wir diesmal trotz großem Einsatz von allen nicht hinbekomme­n. Wir hatten Höhen, aber haben eben auch in den wichtigen Momenten entscheide­nde Fehler gemacht.“

Ohne die Angriffspr­obleme nach außen zu transporti­eren, sind die Schwarz-Weiß-Verantwort­lichen eifrig dabei, Abhilfe zu schaffen und das Problem zu reduzieren. Die schon vor der Saison in ihrem Blick befindlich­e Russin Mariia Levanova soll die Erfurterin­nen verstärken. „So schnell wie möglich. Wir versuchen derzeit alles“, erklärt SchwarzWei­ß-Präsident Michael Panse.

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FOTO: SEBASTIAN DÜHRING

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