Nah dran, aber doch entfernt
Erfurts Bundesliga-Volleyballerinnen können ihre Sieghoffnungen beim 0:3 gegen Vilsbiburg nicht realisieren
Erfurt. Die Erfurter Volleyballerinnen als BundesligaSchlusslicht waren und sahen sich vor inzwischen gewohnt menschenleerem Haus in der Pflicht gegen Vilsbiburg, einem auf Augenhöhe gewähnten Team aus dem Mittelfeld, zu punkten. Beim vom Ergebnis her deutlichen 0:3 (-20, -22, -21) erhielten die keineswegs unberechtigten Hoffnungen aber einen Dämpfer.
Nicht, dass die Schwarz-Weißen gänzlich chancenlos gewesen wären. Sie spielten vor allem im zweiten Durchgang auf Augenhöhe und waren zumindest bis in die Schlussphase einem Satzgewinn nahe. Indes: Die Roten Raben waren in den wichtigen Phasen der Partie schlicht und ergreifend abgeklärter. Es passte in eben dieses ClevernessBild, dass die beim Stande von 23:19 im ersten Durchgang gerade für den Aufschlag eingewechselte Corina Glaab ein Ass servierte – wenn auch mit Glück.
Was man den jungen Damen um Cheftrainer Dirk Sauermann auch danach zu keiner Sekunde vorwerfen konnte: Sie kämpften unverdrossen weiter um jeden Zähler. Sie feuerten sich nach jedem Punkt kollektiv an und ließen die Partie zu einer ansehenswerten werden. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Gäste in den wichtigen Spielsituationen über die weit größere Durchschlagskraft im Angriff, besonders über Außen, verfügten. Ihre alles überragende Außenangreiferin Jodie Guilliams war immer dann mit direkten Punkten zur Stelle, wenn es brenzlich für die Gäste zu werden schien. Die Auszeichnung als beste Spielerin der Partie war die final logische Konsequenz.
Schlagkräftig: Vilsbiburgs Angreiferin Jodie Guilliams (rechts) kommt durch den Erfurter Block mit Sara Kovac (vorn) und Victoria Michel Tosi.
Da fiel es nicht so sehr ins Gewicht, dass die noch in der letzten Saison für Schwarz-Weiß sehr erfolgreich aufspielende Kanadierin Danielle Brisebois, sonst für jede Menge Punkte verantwortlich, diesmal weniger auffällig agierte. Sie hatten ja Jodie Guilliams.
Diese schockte die Schwarz-Weißen im ganz engen zweiten Durchgang mit ihrem Ass zum 22:20. Als Sindy Lenz mit ihrem Angriff im gegnerischen Block hängen geblieben war, machten halt die Roten Raben den Punkt am Netz. Die letzten Hoffnungen schwanden dahin.
Trotz nie nachlassenden Eifers waren die Erfurterinnen nun psychisch angeknockt. Den dritten Satz brachten die Damen um GästeCheftrainer Florian Völker, in der letzten Saison wie Brisebois noch unter dem Dach der Schwarz-Weißen, locker zum 3:0 ins Ziel.
Jubel auf der einen, Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite. Da fiel es Völker im Anschluss an das Spiel leicht, seinem Ex-Team trotz der Niederlage eine gute Leistung zu bescheinigen: „Die Schwarz-Weißen – das hatten wir nicht anders erwartet – haben über weite Strecken auf Augenhöhe mit uns agiert. Dennoch war unser Sieg verdient, weil wir konstanter und cleverer gespielt haben.“
In die gleiche Kerbe schlug Erfurts auf seine Damen nach dem letzten Ballwechsel beruhigend einwirkender Coach Dirk Sauermann: „Vor allem im zweiten Satz haben wir eine gute Chance gehabt, dem Spiel eine andere Richtung zu geben. Vilsbiburg war dann doch in den entscheidenden Momenten den Tick besser und hat verdient gewonnen.“
Eine extrem enttäuschte Erfurter Libera Michelle Petter, als beste Schwarz-Weiße ausgezeichnet, gestand ein: „Wenn du so ein Spiel gewinnen willst, dann müssen alle am oberen Limit spielen. Das haben wir diesmal trotz großem Einsatz von allen nicht hinbekommen. Wir hatten Höhen, aber haben eben auch in den wichtigen Momenten entscheidende Fehler gemacht.“
Ohne die Angriffsprobleme nach außen zu transportieren, sind die Schwarz-Weiß-Verantwortlichen eifrig dabei, Abhilfe zu schaffen und das Problem zu reduzieren. Die schon vor der Saison in ihrem Blick befindliche Russin Mariia Levanova soll die Erfurterinnen verstärken. „So schnell wie möglich. Wir versuchen derzeit alles“, erklärt SchwarzWeiß-Präsident Michael Panse.