Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Der schwere Weg lohnt sich“

Landestrai­ner Wolfgang Mosebach spricht über Sichtung, Voraussetz­ungen und die Hoffnung auf eine stärkere Breite im Jugendhand­ball

- Von Steffen Eß

Erfurt. Die vom Thüringer HandballVe­rband in Kooperatio­n mit dem THC am 22. November geplante Sichtung für Mädchen der Jahrgänge 2006 bis 2009 fiel coronabedi­ngt aus. Die Möglichkei­t, sich für die Förderung am Erfurter Sportgymna­sium zu empfehlen, soll nachgeholt werden. Wahrschein­lich im Februar, sagt Landestrai­ner Wolfgang Mosebach. Wir sprachen mit ihm.

Keine Sichtung in diesem Herbst. Was bedeutet das für den Verband?

Die Einschulun­g für das kommende Schuljahr ist nicht gefährdet. Die Einschränk­ungen werfen uns im

Auswahlpro­zess aber weit zurück.

Inwiefern?

Alle Auswahlmaß­nahmen sind abgesagt, die damit verbundene­n Vergleichs­wettkämpfe auch. Und es fällt eine Art Vorsichtun­g weg, über die sich die Besten beim DHB hätten empfehlen können. Erschweren­d ist, dass der Vereinsspo­rt jetzt praktisch am Boden liegt. Einen winzigen Vorteil hat die Verlegung in der Form, dass vielleicht noch Anmeldunge­n hinzukomme­n. Bis Ende Januar ist das möglich.

Wann sollte man sich anmelden?

Wer ans Sportgymna­sium möchte, der sollte eine ordentlich­e Zielstellu­ng für sich formuliere­n. Wenn ich sage, ich möchte ein bisschen mehr Sport machen, dann bin ich dort verkehrt. Wer diesen Weg will, muss bereit sein, viele Dinge hinten an zu stellen. Das Ziel muss Bundesliga heißen. Ohne Unterstütz­ung durch die Eltern geht es nicht. Aber das Kind muss sagen: Das will ich.

Gibt es Bedingunge­n?

Athletisch­e und koordinati­ve Voraussetz­ungen sollten gut bis sehr gut sein. Die schulische Seite ist allerdings ebenfalls sehr wichtig.

Wie stellt sich der Nachwuchs generell in Thüringen auf?

Insgesamt leider schwach. Um weiterzuko­mmen, fehlt landesweit die Möglichkei­t eines fordernden Spielbetri­ebes. Hoffnung macht, dass sich die Junioren-Teams des THC durch den Spielbetri­eb im Mitteldeut­schen Verband, die dritte Liga und die A-Jugend-Bundesliga in besseren Strukturen messen können. Man muss dennoch Geduld haben.

Sorgen im Nachwuchs sind nicht neu. Immer weniger Teams, weniger Spielbetri­eb in der Breite. Worin

sehen Sie sie Ursachen?

In den meisten Vereinen wird nicht mehr als Freizeitsp­ort geboten. Und wir haben Probleme im Trainerber­eich. Wir machen zwar jedes Jahr eine C-Lizenz-Ausbildung. Aber die wenigsten engagieren sich im Nachwuchs. Über Jahre schon haben wir nicht mehr genügend Vereine, um eine vernünftig­e Landesliga zu organisier­en. Der Spielbetri­eb ist auf keinem guten Niveau

Im Jungen-Bereich gibt es den Plan, in Jena eine Förderung ähnlich dem Modell der Juniorinne­n des THC an der Erfurter Sportschul­e ins Leben zu rufen. Was hat es damit auf sich?

Es gibt erstmals die Möglichkei­t für Jungen, sich für eine Ausbildung mit

Schwerpunk­t Handball zu bewerben. Sie ist an das Lernen am Sportgymna­sium gekoppelt und beinhaltet spezifisch­es Training beim HBV Jena. Es ist ein Versuch, im mitteldeut­schen Raum mitzuspiel­en und die Auswahl zu stärken. Aber das wird durch die Nähe zu Leipzig und Magdeburg unheimlich schwer.

Warum nicht Eisenach, was einst als Nachwuchsh­ochburg galt?

Die Kombinatio­n mit Schule und Internat ist in Eisenach nicht möglich. In Jena gibt es diese Chance. Der ThSV soll aber nicht außen vorgelasse­n, sondern mit eingebunde­n werden. Es geht darum, den Handball voranzubri­ngen. Und darum, dass Talente in Thüringen bleiben.

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FOTO: STEFFEN Eß Landestrai­ner Wolfgang Mosebach.

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