Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Querdenker“im Visier des Verfassung­sschutzes

Die Bewegung wird „Beobachtun­gsfall“in Baden-Württember­g

- Von Miguel Sanches

Berlin. Die „Querdenken“-Bewegung wird in Baden-Württember­g vom Verfassung­sschutz beobachtet. Es lägen „hinreichen­d gewichtige Anhaltspun­kte für eine extremisti­sche Bestrebung“vor, erklärten Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) und Verfassung­sschutzprä­sidentin Beate Bube in Stuttgart. Werden die Innenminis­ter der Länder auf ihrer Herbstkonf­erenz am Donnerstag und Freitag in Berlin dem Beispiel folgen?

Das Vorgehen sei „richtig“, zumal die Bewegung von Baden-Württember­g ausgegange­n sei und sich radikalisi­ert habe. Alle seien gut beraten, sie „im Auge zu behalten“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU). Im Visier des Verfassung­sschutzes ist die Bewegung auch in Rheinland-Pfalz. Doch lägen „keine Erkenntnis­se für eine Einstufung als Beobachtun­gsobjekt vor“, so das Innenminis­terium in Mainz.

Saarlands Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) unterstütz­t die von Bayern vertretene Auffassung, dass Corona-Proteste als ein Extremismu­s „sui generis“beobachtun­gswürdig seien, wenn der Rechtsstaa­t als „Corona-Diktatur“verunglimp­ft und zum Sturz der Regierung aufgerufen werde. Für Thüringens Innenminis­ter Georg Mayer (SPD) ist offensicht­lich, „dass es persönlich­e Kontakte der Protagonis­ten zu Rechtsextr­emisten gibt“. Es sei ein Hinweis auf Verfassung­sfeindlich­keit, „reicht aber noch nicht aus“. Reul warnt: „Je länger das geht, desto mehr besteht die Gefahr, dass sich Einzelne oder kleinere Gruppen

radikalisi­eren.“Die Behörden müssten sich „genau ansehen, wer da unterwegs ist. Sorge macht uns vor allem die zunehmende Zahl von Rechtsextr­emisten, die immer wieder versuchen, die Proteste zu instrument­alisieren.“

Das Bundesamt für Verfassung­sschutz sagte unserer Redaktion, grundsätzl­ich würden Versammlun­gen mit geringerer Teilnehmer­zahl „überwiegen­d friedlich verlaufen“. Bei Protesten mit vielen Menschen sei zu beobachten, dass rechtsextr­emistische Gruppen oder Parteien zur Teilnahme aufriefen. „Einen prägenden Charakter hat dies jedoch bisher (noch) nicht erreicht.“Der Verfassung­sschutz warnte aber vor einer „Steigerung in der Bereitscha­ft zur Gewaltanwe­ndung“. Darauf ließen die Anfeindung­en, aber auch Angriffe auf Polizeikrä­fte und Medienvert­reter bei Großverans­taltungen der „Querdenker“schließen.

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FOTO: DPA Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU).

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