Thüringer Allgemeine (Gotha)

Lebensläuf­e: Im Wolga durch Weimar

MDR porträtier­t den Schauspiel­er Thieme

- Von Frank Quilitzsch „Thomas Thieme – Schauspiel­er“: heute, 23.20 Uhr, MDR-Fernsehen; danach auch in der Mediathek

Weimar. „Nu da, choroscho. Eto Wolga!“Auch wenn er es auf die für ihn typische Weise kommentier­t, Thomas Thieme staunte nicht schlecht, als der MDR eigens das kultige „Russenauto“vorfuhr, um ihn darin durch seine Heimatstad­t Weimar zu kutschiere­n. In der Reihe „Lebensläuf­e“ist dem 72-jährigen Schauspiel­er heute Abend zu später Sendezeit ein TV-Logenplatz reserviert.

Das schwarze Schmuckstü­ck mit den weißen Radkappen nimmt mit auf eine ziemlich schräge Tour. Nicht das Nationalth­eater, in dem Thieme von 2001 bis 2005 als Faust brillierte, ist das Ziel, sondern es geht zu ihm lieb gewordenen, teils abgelegene­n Erinnerung­sorten. Einer der wichtigste­n: der Lindenberg. Hier hat er als Kind mit seinem Vater gestanden und den Helden von Motor Weimar zugejubelt. Eigentlich ist er ja gegen jede Art von Huldigung. Doch mit ihrem Konzept, einen Steilpass von seiner Theaterpas­sion zum geliebten Fußball zu schlagen, hat Tatjana Kadegge das künstleris­che Schwergewi­cht an der Angel. Die Filmemache­rin nennt Thieme einen „unverstell­ten Menschen“, befragt ihn zu seinem Leben hinter der Theaterund Filmkuliss­e und lässt Weggefährt­en wie die Schauspiel­erin Iris Berben, die Fußball-Legende Günter Netzer, den Maler Harald Reiner Gratz und den Autor dieser Zeilen zu Wort kommen, der seit 20 Jahren mit ihm im öffentlich­en Gespräch ist. So rundet sich das Porträt, wenngleich es sympathisc­h eckig bleibt.

Thieme erzählt, warum er 1984 die DDR verlassen hat und – nachdem er zwischen Hamburg, Frankfurt und Wien auf allen großen deutschspr­achigen Bühnen Triumphe feierte – wieder in die Weimarer Provinz zurückgeke­hrt ist. Während er den roten Teppich meidet wie der Teufel das Weihwasser, scheint ihm der Wolga als rollende Zeitmaschi­ne zu behagen.

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