Die Hoffnung von Chanukka
Jüdische Landesgemeinde begeht das achttägige Lichterfest mit den Beschränkungen der Pandemie
Erfurt. Für die 700 Mitglieder der jüdischen Landesgemeinde beginnt heute das achttägige Chanukkafest. Ein fröhliches Fest, doch angesichts der Einschränkungen der Pandemie beschreibt Landesrabbiner Alexander Nachama die Stimmung in der Gemeinde als gedämpft. Man versuche wenigstens mit Telefonaten die Einsamkeit älterer Gemeindemitglieder aufzufangen, weil die Kontaktbeschränkungen viele der sonst in den Chanukka-Tagen üblichen Treffen von Familien und Familien verhindern.
Gottesdienste in der Synagoge finden unter strengen Hygieneauflagen statt, doch der traditionelle Chanukka-Ball, eigentlich ein jährlicher Höhepunkt im Gemeindeleben, fällt aus. Auch die traditionelle Feier vor dem Rathaus in Erfurt zum Auftakt kann nicht wie gewohnt stattfinden, wenigstens das erste Licht am Chanukka-Leuchter wird am Donnerstagabend entzündet.
Dass die Pandemie ausgerechnet in diesem Jahr so viele Begegnungen ausbremst, ist besonders fatal. Erst im Oktober wurde das Themenjahr eröffnet, das nicht nur 900 Jahre jüdische Geschichte in Thüringen sichtbar machen will, sondern vor allem auch jüdisches Leben der Gegenwart. Die bislang geplanten öffentlichen Termine zum Beispiel, an denen der Berliner Rabbiner Reuven Yaacobov an der neuen Tora-Rolla für die Gemeinde schreibt, mussten abgesagt werden.
Das seltene Tora-Projekt ist ein Geschenk der beiden christlichen Kirchen an die Landesgemeinde. Man plane, dass die Niederschrift ab Januar zumindest in online-Veranstaltungen verfolgt werden kann, kündigt Alexander Nachama an. Vielleicht, dass sie über den digitalen Weg sogar noch mehr interessierte Menschen erreicht. Vor allem hofft man, dass ab Frühjahr die geplanten Begegnungen des Themenjahres wieder live möglich sind. Eine Hoffnung, die sich in die Botschaft von
Chanukka einfügt. Sie geht auf die Legende vom Chanukka-Wunder zur Neuweihe des zurückeroberten Tempels in Jerusalem im Jahr 165 vor Christus zurück. Obwohl nur für einen Tag geweihtes Öl vorhanden war, brannten die Lichter im Leuchter acht Tage lang.
Das Fest erinnert daran, so der Landesrabbiner, dass schwierige Zeiten überstanden werden können. „Insofern mögen die Lichter von Chanukka uns allen Mut machen.“