Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wunschlist­e soll ohne Kredit bezahlt werden

Kreistag verabschie­det Etat für 2021 von 179 Millionen Euro. Bärbel Schreyer legt nach 21 Jahren Mandat nieder

- Von Wieland Fischer

Gotha. Der Kreistag hat den unter den Prämissen der Corona-Pandemie erstellten Etat für 2021 mit deutlicher Mehrheit verabschie­det. Lediglich sieben Abgeordnet­e der AfD-Fraktion stimmten am Dienstagab­end nach der dritten Lesung dagegen. Für das kommende Jahr stehen dem Landkreis insgesamt 179 Millionen Euro zur Verfügung.

Der Etat beinhalte eine spürbare Entlastung der Städte und Gemeinden, sagt Landrat Onno Eckert (SPD) mit Blick auf die erstmals gesenkte Kreisumlag­e von 36,35 auf 34,82 Prozent. Das seien rund drei Millionen Euro weniger gegenüber der ursprüngli­chen Finanzplan­ung.

Mit der Senkung verbinde sich der Gedanke des Zusammenst­ehens der kommunalen Familie im Kreis, aber auch das Verspreche­n, nicht mehr zu nehmen, als erforderli­ch sei, so Eckert. Für spätere Haushaltsd­ebatten wünsche er sich nicht ein Kleinklein, sondern das Große und Ganze im Blick zu halten.

Der Landrat sagt das mit Blick auf die drei Wochen zuvor geführte Kreistagsd­ebatte um den Aufwuchs von 20,2 Stellen auf 622 in der Kreisverwa­ltung. Auf Antrag der CDU/FDP-Fraktion hatte eine Mehrheit entschiede­n, sieben Stellen mit einem Sperrverme­rk zu versehen. Die Steigerung sei auch Folge wachsender Bürokratie, dass immer mehr Aufgaben des Landes den Kommunen aufgebürde­t würden, stellt Fraktionsv­orsitzende­r Christian Jacob (CDU) nun fest.

Die gute Nachricht sei, dass keine Kredite aufgenomme­n werden sollen, um die Wunschlist­e zu finanziere­n. Darauf stehen neben Fortsetzun­g der Großbaumaß­nahmen am Gymnasium Ernestinum und der

Erweiterun­g der Grundschul­e Goldbach unter anderem der Neubau der Schulsport­halle in Hörselgau, die Sanierung der Sanitäranl­agen

der Regelschul­e Molschlebe­n oder die Erneuerung der Kreisstraß­e in Westhausen. Die große Frage bleibe, so Jacob, was in den Folgejahre­n

auf den Kreis zukomme. Bisher hätten Bund und Land Kommunen und Kreisen gut durch die Krise geholfen. Eckert merkt dazu an, die geplante Erhöhung der Schlüsselz­uweisung nicht schon gedanklich zu verfrühstü­cken. Ab 2023 werde wieder eine Kreditaufn­ahme erforderli­ch, die es zu vermeiden gelte.

Zwölf Millionen Euro für Investitio­nen eingeplant

Die Kosten für gesetzlich­e Leistungsa­nsprüche im Sozialbere­ich, die mehr als die Hälfte des Gesamtetat­s ausmachen, nennt SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Werner Pidde eine große Herausford­erung. Dennoch sei das Zahlenwerk „eine runde Sache“. Wenn andere Kreise sich mit fünf Millionen Euro Investitio­nen begnügen müssten, stünden dem Kreis Gotha 2021 dafür zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Er erinnert aber auch daran, dass der Kreis mit rund 21 Millionen Euro bei Banken in der Kreide stehe.

Die Gestaltung­sspielräum­e des Kreistags seien eng, stellt Bärbel Schreyer, Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, in ihrer letzten Rede im Kreistag fest. Nach 21 Jahren Zugehörigk­eit legt sie das Mandat aus persönlich­en Gründen nieder. Gerd Kratsch rückt für sie nach.

Den Kreistagsm­itgliedern, unter ihnen sind mehrere Bürgermeis­ter, gibt sie für die Zukunft mit auf den Weg, nicht nur Gemeinden und Städte, sondern auch den Kreis als Ganzes im Blick zu haben. Dessen Investitio­nen seien keine Luxusproje­kte, sondern notwendig. Der Kreistag müsse diese Mittel bereitstel­len.

Kommentar

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FOTO: WIELAND FISCHER Stimme der Vernunft: Bärbel Schreyer (71), die Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, gehört dem Kreistag Gotha seit 1999 an. Nun legt sie ihr Mandat aus persönlich­en Gründen nieder.

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