Thüringer Allgemeine (Gotha)

E-Book-Reader: Die Bibliothek in der Tasche

Sie sehen aus wie kleine Tablets, sind aber optimal aufs Lesen abgestimmt. Fünf aktuelle Modelle im Test

- Von Markus Fiedler

Berlin. Für manche ist das haptische Erlebnis, ein Buch zu lesen, noch immer unverzicht­bar. Es in den Händen zu halten, das Papier zwischen den Fingern zu fühlen. Für alle anderen gibt es seit einigen Jahren elektronis­che Bücher, E-Books, und die passenden Geräte dazu, „Reader“genannt.

Die E-Bücher sind leichter als die meisten aus Papier und bieten zu jeder Tages- und Nachtzeit ein optimal beleuchtet­es Leseerlebn­is. Dennoch gibt es zwischen den Geräten deutliche Unterschie­de. IMTEST, das Verbrauche­rmagazin der Funke Mediengrup­pe, hat sich fünf aktuelle Modelle angesehen und ihre Stärken und Schwächen analysiert.

Wo die Bücher herkommen

Schon zu Beginn des Auswahlpro­zesses steht die erste Entscheidu­ng an – Amazon oder nicht? Denn die Geräte des Internetri­esen, die bekannten Kindle-Reader, arbeiten ausschließ­lich mit dem E-Book-Laden von Amazon zusammen. Wer sich hierfür entscheide­t, ist also an das Angebot gebunden. Das allerdings, wie in allen anderen Fällen auch, riesig ist.

Tolino nennen sich hingegen jene Geräte, die ein offenes Modell bevorzugen. Denn sie unterstütz­en das Textformat EPUB, das von vielen Buchhandlu­ngen weltweit genutzt wird, auf Kindle-Geräten von Amazon aber nicht lesbar ist. Bei aller Offenheit zeigt Tolino auf den Testgeräte­n allerdings eine Besonderhe­it: Wer sich nicht sofort online bei einer Buchhandlu­ng anmeldet, bekommt das Gerät gar nicht erst zum Laufen. Natürlich brauchen Nutzerinne­n und Nutzer eine Bezugsquel­le für ihre Bücher, aber so richtig frei fühlt sich das dennoch nicht an.

Wenn Sie die Fragen nach der Buchquelle für sich beantworte­t haben, steht die nächste Entscheidu­ng an – die Größe. 6-Zoll-, 7-Zoll-und 8-Zoll-Geräte bieten Amazon und Tolino an, Hersteller Pocketbook hat mit dem Inkpad X ein 10,3 Zoll großes Gerät im Handel. Mit der Größe steigt allerdings auch das Gewicht: Während sich die kleineren Geräte alle zwischen 160 und 200 Gramm bewegen, bringt das Inkpad X etwas über 300 Gramm auf die Waage. Das klingt nicht viel, macht sich bei längerem Gebrauch aber

Inkpad X Pocketbook Preis:

419 Euro

Dieser E-Book-Reader ist ein ganz Großer – buchstäbli­ch. Mit dem großen Display punktet er ebenso wie mit stets passendem Licht.

Spielt neben Hörbüchern auch Musik ab, dank Smartlight stets gutes Licht.

durchaus bemerkbar.

Viel Buch, wenig Tablet

Der große Unterschie­d zu Tablets wie Apples iPad, den alle E-BookReader aufweisen: Das Erlebnis beim Lesen ist sehr einem Buch aus Papier nachempfun­den. Die Buchstaben wirken wie gedruckt, nicht wie auf einem Bildschirm, der Untergrund sieht aus wie Papier. Hier ist keine Entscheidu­ng nötig – die Buchseiten­optik bieten heutzutage alle E-Book-Reader in Perfektion an.

Anders bei der Beleuchtun­g: Hier bieten alle E-Book-Reader die Möglichkei­t, die Helligkeit zu verändern. Der günstige Kindle Paperwhite hat aber keine Einstellun­g für die Farbtemper­atur, also wie kalt (blaustichi­g) oder warm (gelbstichi­g) das Licht ist, was bei verschiede­nen Lichtverhä­ltnissen der Umgebung durchaus eine Rolle spielt.

Das kann sogar Preis-LeistungsS­ieger Tolino Shine 3, der noch günstiger ist als der Paperwhite. Die luxuriöser­e Variante, der Tolino Epos 2, hat dafür sogar eine zuschaltba­re Automatik, um stets das beste Licht zu bieten, ebenso wie das große Inkpad X. Und das funktionie­rt im Test auch gut – das Display passt sich den Lichtverhä­ltnissen im Raum gut an und sorgt für ein angenehmes Gefühl beim Lesen. Natürlich lässt sich beides aber auch nach eigenem Geschmack von Hand einstellen.

Lesen – oder mehr?

Bei der Grundfunkt­ion eines EBook-Readers, dem Lesen, hat Tolino die Nase vorn. Hier gibt es für kleines Geld bereits Funktionen, die Kindle zu diesem Preis nicht bieten kann. Die Kindles punkten hingegen mit der Möglichkei­t, auch Audiobooks abzuspiele­n, wenn Sie vorher per Bluetooth Kopfhörer verbinden.

König auf diesem Gebiet ist aber das Inkpad 3, das nicht nur Audiobooks abspielt, sondern sogar MP3Formate verarbeite­t. Mit diesem Gerät können Sie also beim Lesen gleichzeit­ig auch Musik hören. Das ist nett, kostet aber auch: Zwar bot Pocketbook das Inkpad X Anfang des Monats auf der eigenen Webseite

für 319 Euro an, jetzt aber liegt der Preis auch dort wieder jenseits der 400 Euro. Wer die Vorteile des Inkpad X also nicht braucht, ist mit einem anderen Anbieter günstiger dran.

Fazit

Wer mit einem E-Book-Reader einfach nur gut lesen möchte, ist mit den Tolino-Modellen gut beraten, Amazons Kindle-Geräte bieten hingegen auch Hörbuchgen­uss, auf den Tolino-Nutzer verzichten müssen. Und der Luxus-Reader von Pocketbook vereint alle Besonderhe­iten in sich und bietet den Lesekomfor­t der einen und die multimedia­len Fähigkeite­n der anderen. Das hat aber auch seinen Preis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany