E-Book-Reader: Die Bibliothek in der Tasche
Sie sehen aus wie kleine Tablets, sind aber optimal aufs Lesen abgestimmt. Fünf aktuelle Modelle im Test
Berlin. Für manche ist das haptische Erlebnis, ein Buch zu lesen, noch immer unverzichtbar. Es in den Händen zu halten, das Papier zwischen den Fingern zu fühlen. Für alle anderen gibt es seit einigen Jahren elektronische Bücher, E-Books, und die passenden Geräte dazu, „Reader“genannt.
Die E-Bücher sind leichter als die meisten aus Papier und bieten zu jeder Tages- und Nachtzeit ein optimal beleuchtetes Leseerlebnis. Dennoch gibt es zwischen den Geräten deutliche Unterschiede. IMTEST, das Verbrauchermagazin der Funke Mediengruppe, hat sich fünf aktuelle Modelle angesehen und ihre Stärken und Schwächen analysiert.
Wo die Bücher herkommen
Schon zu Beginn des Auswahlprozesses steht die erste Entscheidung an – Amazon oder nicht? Denn die Geräte des Internetriesen, die bekannten Kindle-Reader, arbeiten ausschließlich mit dem E-Book-Laden von Amazon zusammen. Wer sich hierfür entscheidet, ist also an das Angebot gebunden. Das allerdings, wie in allen anderen Fällen auch, riesig ist.
Tolino nennen sich hingegen jene Geräte, die ein offenes Modell bevorzugen. Denn sie unterstützen das Textformat EPUB, das von vielen Buchhandlungen weltweit genutzt wird, auf Kindle-Geräten von Amazon aber nicht lesbar ist. Bei aller Offenheit zeigt Tolino auf den Testgeräten allerdings eine Besonderheit: Wer sich nicht sofort online bei einer Buchhandlung anmeldet, bekommt das Gerät gar nicht erst zum Laufen. Natürlich brauchen Nutzerinnen und Nutzer eine Bezugsquelle für ihre Bücher, aber so richtig frei fühlt sich das dennoch nicht an.
Wenn Sie die Fragen nach der Buchquelle für sich beantwortet haben, steht die nächste Entscheidung an – die Größe. 6-Zoll-, 7-Zoll-und 8-Zoll-Geräte bieten Amazon und Tolino an, Hersteller Pocketbook hat mit dem Inkpad X ein 10,3 Zoll großes Gerät im Handel. Mit der Größe steigt allerdings auch das Gewicht: Während sich die kleineren Geräte alle zwischen 160 und 200 Gramm bewegen, bringt das Inkpad X etwas über 300 Gramm auf die Waage. Das klingt nicht viel, macht sich bei längerem Gebrauch aber
Inkpad X Pocketbook Preis:
419 Euro
Dieser E-Book-Reader ist ein ganz Großer – buchstäblich. Mit dem großen Display punktet er ebenso wie mit stets passendem Licht.
Spielt neben Hörbüchern auch Musik ab, dank Smartlight stets gutes Licht.
durchaus bemerkbar.
Viel Buch, wenig Tablet
Der große Unterschied zu Tablets wie Apples iPad, den alle E-BookReader aufweisen: Das Erlebnis beim Lesen ist sehr einem Buch aus Papier nachempfunden. Die Buchstaben wirken wie gedruckt, nicht wie auf einem Bildschirm, der Untergrund sieht aus wie Papier. Hier ist keine Entscheidung nötig – die Buchseitenoptik bieten heutzutage alle E-Book-Reader in Perfektion an.
Anders bei der Beleuchtung: Hier bieten alle E-Book-Reader die Möglichkeit, die Helligkeit zu verändern. Der günstige Kindle Paperwhite hat aber keine Einstellung für die Farbtemperatur, also wie kalt (blaustichig) oder warm (gelbstichig) das Licht ist, was bei verschiedenen Lichtverhältnissen der Umgebung durchaus eine Rolle spielt.
Das kann sogar Preis-LeistungsSieger Tolino Shine 3, der noch günstiger ist als der Paperwhite. Die luxuriösere Variante, der Tolino Epos 2, hat dafür sogar eine zuschaltbare Automatik, um stets das beste Licht zu bieten, ebenso wie das große Inkpad X. Und das funktioniert im Test auch gut – das Display passt sich den Lichtverhältnissen im Raum gut an und sorgt für ein angenehmes Gefühl beim Lesen. Natürlich lässt sich beides aber auch nach eigenem Geschmack von Hand einstellen.
Lesen – oder mehr?
Bei der Grundfunktion eines EBook-Readers, dem Lesen, hat Tolino die Nase vorn. Hier gibt es für kleines Geld bereits Funktionen, die Kindle zu diesem Preis nicht bieten kann. Die Kindles punkten hingegen mit der Möglichkeit, auch Audiobooks abzuspielen, wenn Sie vorher per Bluetooth Kopfhörer verbinden.
König auf diesem Gebiet ist aber das Inkpad 3, das nicht nur Audiobooks abspielt, sondern sogar MP3Formate verarbeitet. Mit diesem Gerät können Sie also beim Lesen gleichzeitig auch Musik hören. Das ist nett, kostet aber auch: Zwar bot Pocketbook das Inkpad X Anfang des Monats auf der eigenen Webseite
für 319 Euro an, jetzt aber liegt der Preis auch dort wieder jenseits der 400 Euro. Wer die Vorteile des Inkpad X also nicht braucht, ist mit einem anderen Anbieter günstiger dran.
Fazit
Wer mit einem E-Book-Reader einfach nur gut lesen möchte, ist mit den Tolino-Modellen gut beraten, Amazons Kindle-Geräte bieten hingegen auch Hörbuchgenuss, auf den Tolino-Nutzer verzichten müssen. Und der Luxus-Reader von Pocketbook vereint alle Besonderheiten in sich und bietet den Lesekomfort der einen und die multimedialen Fähigkeiten der anderen. Das hat aber auch seinen Preis.