Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ein schräger Baum hilft der Polizei

Ermittlung­en gegen „Jungsturm“geschilder­t

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Gera. Mehrere Polizisten haben im Prozess gegen gewaltbere­ite und mutmaßlich rechtsextr­eme Fußballfan­s die kleinteili­ge Puzzlearbe­it bei der Identifizi­erung eines möglichen Tatorts einer HooliganSc­hlägerei beschriebe­n. Beispielsw­eise hätten ein Hochsitz und eine schrägsteh­ende Kiefer maßgeblich dazu beigetrage­n, den Ort der Schlägerei zu finden, sagten eine Thüringer Beamtin und zwei hessische Polizisten am Donnerstag im Prozess gegen Mitglieder des sogenannte­n „Jungsturms“, einer dem gewaltbere­iten Umfeld des Fußballclu­bs Rot-Weiß Erfurt zugeordnet­en Gruppierun­g, vor dem Landgerich­t Gera. Ein Jäger in Hessen habe mit Hilfe dieser beiden markanten Punkte schließlic­h sagen können, dass der Ort der Massenschl­ägerei in seinem Revier liege – und die Polizisten dorthin geführt. Der Jäger bestätigte diese Angaben.

Die Staatsanwa­ltschaft Gera wirft den vier Angeklagte­n im Alter zwischen 21 und 29 Jahren unter anderem vor, sich in den vergangene­n Jahren zu mehreren Schlägerei­en mit anderen Hooligangr­uppen in Hessen und Brandenbur­g getroffen zu haben. Dabei hätten die Anhänger der einzelnen Fußballclu­bs gezielt aufeinande­r eingeschla­gen und getreten, sagte ein Staatsanwa­lt beim Verlesen der Anklage. Die Angeklagte­n hätten dabei immer wieder auch gegen die Köpfe von Anhängern der anderen Clubs geschlagen und getreten; auch wenn diese schon am Boden lagen. Zudem sollen die Angeklagte­n auch an Überfallen auf Fußballfan­s des FC CarlZeiss Jena beteiligt gewesen sein. Ihre Taten sollen sie als Mitglieder des „Jungsturms“verübt haben.

Der Hochsitz und die Kiefer sind den Angaben nach auf Videos und Fotos zu sehen, die von der Hooligan-Schlägerei gemacht worden sind. Die Aufnahmen waren nach Razzien auf einem USB-Stick und einem Handy von mutmaßlich­en „Jungsturm“-Mitglieder­n gefunden worden. In der Gruppierun­g sollen sich nach Einschätzu­ng von Ermittlern nicht nur gewaltbere­ite, sondern auch rechtsgeri­chtete Fußballfan­s gesammelt haben. dpa

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