EZB öffnet weiter die Geldschleusen
Notenbank stellt 500 Milliarden Euro für Anleihekäufe bereit. Zinsen bleiben niedrig
Frankfurt/Main. Europas Währungshüter stemmen sich mit weiteren Milliarden gegen die wirtschaftlichen Folgen der zweiten CoronaWelle. Das Notkaufprogramm für Staatsanleihen und Wertpapiere von Unternehmen wird um 500 Milliarden auf 1,85 Billionen ausgeweitet. Das beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt. Die Laufzeit des Programms wird zudem um neun Monate bis mindestens Ende März 2022 verlängert. Zugleich versorgt die EZB Geschäftsbanken mit weiteren, besonders günstigen Langfristkrediten (PELTROs) und lockert die Bedingungen für bereits laufende Langfristkredite.
Bei den Zinsen bleibt alles beim Alten: Der Leitzins im Euroraum liegt seit fast fünf Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent. Geschäftsbanken müssen weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Freibeträge für bestimmte Summen sollen die Institute bei den Kosten dafür entlasten.
Erst im Juni hatte die Notenbank das Volumen des im März aufgelegten, besonders flexiblen Kaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) auf 1,35
Billionen Euro fast verdoppelt. Die Wertpapierkäufe helfen Staaten wie Unternehmen: Sie müssen für ihre Papiere nicht so hohe Zinsen bieten, wenn eine Zentralbank als großer Käufer am Markt auftritt.
Die europäischen Währungshüter gehen davon aus, dass die Pandemie das Wirtschaftswachstum der Staaten weiterhin belasten wird. In ihrer Prognose erwarten die Notenbanker im Basisszenario aktuell einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,9 Prozent im Jahr 2021. Im September hatten die Währungshüter noch ein Wachstum von 5,0 Prozent vorhergesagt.
Im Jahr 2022 wird die Wirtschaft nach der neuesten Vorhersage der Währungshüter um 4,2 Prozent zulegen.
Erstmals gab die EZB auch eine Prognose für 2023 ab. Erwartet wird ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um 2,1 Prozent. Für dieses Jahr wird mit einem massivem Konjunktureinbruch von 7,3 Prozent gerechnet. Im September waren die Währungshüter allerdings noch von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 8,0 Prozent ausgegangen. Die Teuerung dürfte im kommenden Jahr unverändert bei 1,0 Prozent liegen. Mittelfristig strebt die Notenbank eine jährliche Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. dpa