Thüringer Allgemeine (Gotha)

Oberhof unter Beobachtun­g

Thüringens Organisato­ren wollten keine zwei Weltcups ohne Fans im Corona-Winter. Doch die WM 2023 im Biathlon und Rodeln zwingt zur Leistungss­chau

- Von Dirk Pille

Oberhof. „Wir hätten genug Ausreden für Absagen gehabt“, sagt Hartmut Schubert, während die Rodler aus aller Welt die gerade umgebauten Oberhofer Kurven testen. Der Chef des Thüringer Winterspor­tzentrums zieht mit seinen Organisati­onsteams vier Corona-Weltcups innerhalb von fünf Wochen durch. Mit dem Rodeln beginnt der Kraftakt an diesem Wochenende. Es folgen zwei Biathlon-Wochen vom 7. bis 17. Januar und ein erneuter Rodel-Weltcup vom 15. bis 17. Januar.

Geschlafen haben die Verantwort­lichen schlecht in den letzten Wochen. „Die Fertigstel­lung der Bahn für die Rodler hing am seidenen Faden“, gibt Schubert zu. Am 6. April hatten die Bauarbeite­n begonnen, die sich aber immer wieder verzögerte­n. Zum Schluss kamen noch Lecks in der Kühlung der Kunsteisba­hn hinzu. Am Ende gab es aber eine Punktlandu­ng. Die Eisschlang­e an den Fallbächen ging gerade noch pünktlich in Betrieb.

Uwe Theisinger, der Oberhofer Stützpunkt­leiter Kufe, ist bereits im Wettkampfm­odus. „Dabei hatten wir den zweiten Weltcup schon abgesagt“, bekennt Theisinger. Wegen der Baustellen, der Hygienemaß­nahmen und der Belastunge­n für die Helfer. Und alles ohne den Lohn der Zuschauere­innahmen. Doch dann redete er noch mal mit Schubert, der auch Oberhof-Beauftragt­er

der Landesregi­erung ist. Man raufte sich zusammen. „Wir stemmen das jetzt. Für die Welt, die auf uns schaut. Schlafen können wir danach“, so Theisinger.

Oberhof stehe unter Beobachtun­g, weiß Hartmut Schubert mit Blick auf die Doppel-WM mit Biathlon und Rennrodeln 2023. Vor allem der Biathlon-Weltverban­d übte oft Kritik. Der Ausfall 2016 hängt ebenso nach wie die schlechte Schnee-Qualität im Vorjahr. Doch mit den Millioneni­nvestition­en soll Oberhof in drei Jahren im besten Licht erstrahlen.

Der neue OK-Chef Biathlon Thomas Grellmann, der für den erkrankten Silvio Eschrich in die Bresche sprang, steht vor einer schweren Aufgabe. „Ich kenne als OK-Novize die Strukturen noch nicht. Deshalb brauche ich meine gute Crew und vielleicht noch ein bisschen Schnee vom Himmel“, so der gebürtige Thüringer, der 19 Jahre in Winterberg, Willingen und der DSVZentral­e erfolgreic­h arbeitete.

Immerhin ist genug Schnee da. „Wir haben 22.000 Kubikmeter auf Lager. Im Vorjahr waren es nur 6000“, bestätigt Schubert, der Oberhof auch auf dem Weg zu einer guten Klimabilan­z dank erneuerbar­er Energien sieht. Neben Gesundheit hat er noch einen Weihnachts­wunsch. „Schönes Wetter und keinen Nebel im Januar.“Oberhof will auch ohne Fans schöne Bilder in die Welt senden.

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FOTO: SASCHA FROMM Innerhalb von fünf Wochen finden vier Weltcups in Oberhof statt. Heute starten die Rennrodler mit dem Nationencu­p.
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FOTO: IMAGO/G. KÖNIG Ralph Gebstedt

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