Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ex-verfassung­sschutzche­f Maaßen bringt CDU in Bedrängnis

Mögliche Bundestags­kandidatur in Thüringen. SPD: Unionsspit­ze hat Kontrolle verloren

- Von Elmar Otto

Erfurt. Die mögliche Cdu-bundestags­kandidatur des früheren Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, Hans-georg Maaßen, bringt die Partei in Bedrängnis. Der 58-Jährige will für den Wahlkreis 196 in Südthüring­en antreten. Dort war 2017 der mittlerwei­le aus der CDU ausgetrete­ne Mark Hauptmann gewählt worden, gegen den in der Maskenaffä­re ein Ermittlung­sverfahren läuft. „Ich freue mich darauf, mich aktiv für eine bürgerlich­e und vernunftor­ientierte Politik einzusetze­n“, twitterte Maaßen.

Die Cdu-landesspit­ze wurde von dem Coup einiger Kreisverbä­nde offenbar überrascht und äußerte sich am Donnerstag nicht. Am Freitag meldete sich der Landesvors­itzende

Christian Hirte bei Twitter: Er teile viele Sichtweise­n Maaßens nicht. „Für die CDU Thüringen steht aber fest: Politik für Thüringen ohne AFD und Linke! Die Entscheidu­ng über den Bundestags­kandidaten liegt satzungsge­mäß bei den Delegierte­n der vier Cdu-kreisverbä­nde in Südthüring­en.“

„Hirte und Fraktionsc­hef Mario Voigt haben offensicht­lich die Kontrolle über ihren Landesverb­and verloren“, sagte Spd-landeschef und Innenminis­ter Georg Maier dieser Zeitung. Maaßen sei ein akademisch­er „Rechtsausl­eger aus dem Westen“, der von Thüringen „keine Ahnung“habe. Für die SPD tritt im Wahlkreis der frühere Biathlet und Bundestrai­ner Frank Ullrich an.

„Deutlicher nach rechts abbiegen können die Südthüring­er Kreisverbä­nde

nicht. Maaßen steht nicht nur für das Verbreiten von Verschwöru­ngstheorie­n, sondern für die im äußerst rechtskons­ervativen Bereich vertretene­n Positionen“, sagte der amtierende Linke-landesvors­itzende und Landtagsfr­aktionsche­f Steffen Dittes. Die Linke will in Südthüring­en den Dgb-bezirksviz­e in Hessen-thüringen, Sandro Witt, ins Rennen schicken.

„Besten Aprilscher­z hatte die CDU“Zur Personalie, die am Donnerstag bekannt wurde, twitterte Ex-cdugeneral­sekretär Ruprecht Polenz: „Der beste Aprilscher­z ist heute der CDU Thüringen gelungen.“

Der Cdu-kreisverba­nd Schmalkald­en-meiningen hatte Mittwochab­end beschlosse­n, Maaßen als Bundestags­kandidaten zu nominieren. Der Wahlkreis 196 umfasst zudem die Kreisverbä­nde Hildburgha­usen und Sonneberg sowie Suhl. Bis auf Suhl signalisie­rten alle mehrheitli­ch ihre Unterstütz­ung.

„Ich könnte mir eine Kandidatur von Herrn Maaßen gut vorstellen. Unser Hauptgegne­r im Wahlkreis ist die AFD, und dementspre­chend kann man mit einer etwas anderen Positionie­rung besser angreifen“, sagte der Vorsitzend­e des Cdukreisve­rbandes Hildburgha­usen, Christophe­r Other, dieser Zeitung.

Als Verfassung­sschutzprä­sident war Maaßen massiv in die Kritik geraten, weil er bezweifelt hatte, dass es nach der Tötung eines Deutschen in Chemnitz zu „Hetzjagden“auf Ausländer kam. 2018 war er in den einstweili­gen Ruhestand versetzt worden.

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