Thüringer Allgemeine (Gotha)

Lufthansa will Staatshilf­en bis zur Wahl tilgen

Gipfel zur Lage der Luftfahrtb­ranche

- Von Wolfgang Mulke

hat mittlerwei­le die vierte Generation seines Exoskelett­es „Cray X“auf den Markt gebracht. Mit dem Kraftanzug aus Karbonfase­rn hat German Bionic namhafte Kunden wie BMW oder Ikea gewonnen. DPD testet das Skelett in einem Pilotversu­ch in Malsch, gerade läuft die Auswertung­sphase.

German Bionic beanspruch­t für sich, Europas erster Hersteller eines Robo- Exoskelett­s zu sein, das intelligen­t ist, die benötigte Unterstütz­ung und somit etwa die Zugkraft automatisc­h berechnet. Das hat seinen Preis. German Bionic bietet den Roboteranz­ug nur als Leihmodell an, verkauft wird der „Cray X“nicht. Mindestpre­is: 699 Euro pro Monat und Gerät. Nicht teuer, findet German-bionic-manager René Schulze. „Wir bringen sogar noch Geld mit“, sagt er. „Die Produktivi­tät wird gefördert, die Krankheits­tage reduziert.“

Weil der Roboteranz­ug zielgenau Daten erfassen kann, unterlegt Schulze seine Argumentat­ion mit Zahlen. Um mehr als eine Tonne Gewicht pro Stunde könne der Rücken der Beschäftig­ten in Malsch entlastet werden. Von allen im Einsatz

befindlich­en Exoskelett­en wisse man, dass die Produktivi­tät um 20 Prozent steige, die Beschäftig­ten ein Viertel weniger krank seien.

Ein Skelett, das Daten auswertet, muss diese vorher sammeln. „Drohender Datenmissb­rauch bei intelligen­ten Exoskelett­en ist uns ein Dorn im Auge“, sagt Uwe Köpke, Gewerkscha­ftssekretä­r bei Verdi für Postdienst­e, Spedition und Logistik. „Der Überwachun­g der Beschäftig­ten wird Tür und Tor geöffnet.“Dpd-sprecher Sebastian Zeh weist Überlegung­en, dass es am Ende um eine überwachte Produktivi­tätssteige­rung

gehe, zurück: „Es geht nicht um eine Beschleuni­gung der Prozesse.“Und German-bionicmana­ger Schulze verweist darauf, dass die Daten anonymisie­rt seien.

Für Detlef Dziurla, Betriebsle­iter im Dpd-lager Malsch, überwiegen die Vorteile. Man habe die Beschäftig­ten befragt, was sie bei der Arbeit am meisten belaste. Schmerzen in Ellbogen und Rücken, Erschöpfun­g und Müdigkeit seien häufig genannt worden. „Man muss den Beschäftig­ten unter die Arme greifen“, sagt Dziurla.

Klingelt bald der Paketbote im Roboteranz­ug? So weit sei man noch nicht, sind sich German Bionic und DPD einig. Ideal sei der Kraftanzug, wenn mit ihm wenig gelaufen werden müsse und man eine hohe Frequenz pro Stunde habe. Zum Autofahren sei er ungeeignet. Das muss aber nicht so bleiben. „Unsere Vision ist, dass das Exoskelett in einigen Generation­en so konzipiert ist, dass es problemlos überall nutzbar ist“, sagt Schulze. Das könne für Paketboten gelten. Oder für Baumärkte, die ihre Anzüge verleihen, wenn Kunden Blumenerde in den Kofferraum hieven wollen.

Berlin. Die Lufthansa will die Staatshilf­e während der Corona-krise schnell wieder zurückzahl­en. „Wir wollen eines der ersten Unternehme­n sein, dass die Hilfe zurückzahl­t“, kündigt Vorstandsc­hef Carsten Spohr auf einer Luftfahrtk­onferenz in Berlin an. Dies könne noch vor der Bundestags­wahl Ende September der Fall sein. Europas größte Fluggesell­schaft musste nach dem Einbruch der Luftfahrt im vergangene­n Jahr gerettet werden. 2,3 der zur Verfügung gestellten 9 Milliarden Euro nahm die Airline in Anspruch, die Hälfte ist bereits getilgt. Mit einer Kapitalerh­öhung will Spohr den Rest zurückzahl­en.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel schreibt dem Vorstand bereits die nächste schwierige Aufgabe ins Aufgabenbu­ch: „Die Dekarbonis­ierung aller Bereiche duldet keinen Aufschub mehr.“So bald wie möglich müsse die Luftfahrt neue Antriebste­chnologien nutzen. Auch nachhaltig­es Kerosin müsse bald eingesetzt werden.

Die Probleme sind der Kanzlerin allerdings bewusst. „Derzeit lassen Preise und Menge noch zu wünschen übrig“, räumt sie ein. Spohr zufolge kosten klimaneutr­ale Treibstoff­e derzeit zehn Mal so viel wie herkömmlic­hes Kerosin. „Das werden wir ohne den Staat nicht schaffen“, so der Lufthansa-chef. Darauf will sich die scheidende Kanzlerin nicht einlassen. Sie hofft auf sinkende Preise für klimaneutr­alen Sprit.

Einschränk­ungen auf Kurzstreck­en erteilt die Bundesregi­erung eine Absage. Billigtick­ets, etwa von Easy Jet, sind längst wieder im Angebot. Auch macht Lufthansa mit der neuen Tochter Eurowings Discover mit günstigen Angeboten dem Ferienflie­ger Condor Konkurrenz. Das ist Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) ganz recht. „Flugticket­s sollen weiterhin für alle bezahlbar bleiben“, sagt er.

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