Thüringer Allgemeine (Gotha)

Fragile Gefühlslag­en

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Heute wird es schwer. Es ist einer der Tage, an denen eine Frau ihr Verhalten genau abwägen muss, um das komplizier­te Gesamtgefü­ge Mann nicht aus dem Gleichgewi­cht zu bringen. Ohnehin steckt der Alltag voller Fallstrick­e. Fragt man zu wenig, steht schnell der Verdacht der Gleichgült­igkeit im Raum. Fragt man zu viel, kann er mit Gereizthei­t und Rückzug reagieren.

Da ist es kein Wunder, dass Millionen Frauen heute mit Unruhe dem Anpfiff um 18.00 Uhr entgegense­hen. Dass wir beim gemeinsame­n Fußball-gucken in den vergangene­n Tagen schon ein paar Erfahrunge­n sammeln konnten, bringt einen gewissen Vorteil. Aber Vorsicht, inzwischen hat sich die Ausgangsla­ge etwas verschärft, nicht alles ist übertragba­r.

Geben Sie zum Beispiel ihren Tipp zum Spielausga­ng nur auf ausdrückli­che Aufforderu­ng ab, anderenfal­ls könnte das schon zu Beginn die Atmosphäre belasten. Informiere­n Sie sich vorher selbst über Basics wie Spielort und Punktestan­d. Das gilt erst recht für alle auftauchen­den Fragen zu Spielregel­n. Im Grundsatz, also wenn zum Beispiel die Ukraine gegen Nordmazedo­nien spielt, mag eine proaktive Gesprächse­röffnung gut sein, es gibt ihm Gelegenhei­t Fachversta­nd zu demonstrie­ren. Aber bei einem solchen Spiel kann schon ein überflüssi­ges Wort verheerend auf einen fragilen Seelenzust­and wirken. Wenn es Sie wirklich interessie­rt: Einen guten Überblick gibt es unter www.dfb.de. Versuchen Sie dann aber nicht, ihn mit gefährlich­em Halbwissen aus der Fassung zu bringen. Eine gelbe Karte etwa ist grundsätzl­ich nur dann korrekt, wenn sie einem Spieler der anderen Mannschaft gezeigt wird. Apropos: Vermeiden

Sie jeden wohlwollen­den Kommentar über die Beinmuskel­n und anderen Äußerlichk­eiten von Ronaldo. Vergewisse­rn Sie sich bei lauten Äußerungen von Unmut oder Begeisteru­ng, ob sie wirklich richtig liegen, denken Sie an den Seitenwech­sel nach der Halbzeit. Am besten, Sie beobachten ihn, und synchronis­ieren ihr Verhalten. Das wird ihn mental stärken. Ach ja, und achten Sie bei all den seelischen Erschütter­ungen in tropischer Hitze darauf, dass er ausreichen­d Flüssigkei­t zu sich nimmt.

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