Ein Fleckchen im Grünen
Das Interesse an Kleingärten ist im Kreis Gotha durch Corona nachweisbar gestiegen
Kreis Gotha. Die Mittagssonne glüht über der Gartenanlage „Am Peter 1“im Osten Gothas. Während ein Mann kistenweise Getränke aus dem Auto karrt, wird schräg gegenüber der Pool befüllt. Die meisten Schrebergärtner dösen bei über 30 Grad im Schatten der Obstbäume, selbst die Kinder hält die Hitze vom Toben ab. Langsam läuft Hans Jecke durch die 35 Parzellen. „Na, Herkules“, grüßt der Vereinsvorsitzende einen Chihuahua, der ihn durch den Drahtzaun ankläfft.
„Seit der Gründung 1984 gab es in der Anlage noch nie einen Leerstand“, sagt Jecke. Vor ein paar Jahren schien diese Auslastung noch ungewöhnlich, aber seit der Corona-pandemie ist sie im Kreis Gotha keine Seltenheit mehr. Überall ist die Nachfrage nach Kleingärten gestiegen, in vielen Anlagen gibt es nun Wartelisten. „Wir haben in diesem Jahr elf Bewerber für zwei frei gewordene Gärten gehabt“, fasst Jecke das Interesse in Zahlen.
Vor allem in den Ballungszentren suchten viele Bewohner ein eigenes Fleckchen im Grünen, aber auch in den Dörfern im Landkreis Gotha sei diese Entwicklung spürbar. „Schön ist es, dass auch die gärtnerische Nutzung wieder zugenommen hat“, freut sich Jecke, der nicht nur der eigenen Gartenanlage und dem Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde in Gotha vorsteht, sondern auch Vizepräsident des Landesverbandes Thüringen der Gartenfreunde ist.
Allein im Gothaer Kreisverband sind 91 Vereine aus 17 Orten organisiert. 3736 Parzellen werden in den Gartenanlagen verpachtet, davon sind aktuell nur 17 Gärten frei. „Auch die Altersstruktur ist im Wandel“, sagt Jecke. Während der Schrebergärtner im Schnitt um die 60 Jahre alt sei, kämen nun viele jüngere Pächter hinzu. Insgesamt sinke damit das Durchschnittsalter.
Ob sich das wachsende Interesse auch in den Preisen widerspiegelt, die für die Übernahme der Pachtgärten veranschlagt werden, vermag Jecke nicht zu sagen. „Eine unabhängige Wertermittlung ist Vorschrift. Das Ergebnis wird im Vertrag festgehalten. Alle Vereinbarungen, die davon abgesehen zwischen Käufer und Verkäufer getroffen werden, sind uns zumindest nicht bekannt.“Neben diesen erfreulichen Entwicklungen, brachte Corona auch Probleme für die Kleingärtner mit sich, die Jecke Kopfzerbrechen bereiten: „In fast keinem Verein konnten Mitgliederversammlungen oder Schulungen stattfinden. Die müssen wir schnellstens nachholen.“Dieser Tage gehen unzählige Anfragen nach entsprechenden Terminen im Kreisverband ein.
Während sich der Vorsitzende mit organisatorischen Problemen herumschlägt, stehen die neuen Pächter in der Gartenanlage „Am Peter 1“vor ganz anderen Hürden. Auch wenn in der Mittagshitze die Arbeit ruht, warten die Nutzflächen und Hütten auf eine Überholung. „Noch lasse ich die beiden in Ruhe. Aber spätestens nach der zweiten Saison müssen sie liefern“, sagt Jecke auf dem Weg zurück in die eigene Parzelle. Hier hat der Mann, der in Sachen Kleingarten alle Fäden zieht, übrigens wenig zu melden. Der Garten steht unter dem strengen Regiment seiner Frau.
„Wir haben in diesem Jahr elf Bewerber für zwei frei gewordene Gärten gehabt.“
Hans Jecke, Vereinschef und passionierter Kleingärtner