Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ein Fleckchen im Grünen

Das Interesse an Kleingärte­n ist im Kreis Gotha durch Corona nachweisba­r gestiegen

- Von Franziska Gräfenhan

Kreis Gotha. Die Mittagsson­ne glüht über der Gartenanla­ge „Am Peter 1“im Osten Gothas. Während ein Mann kistenweis­e Getränke aus dem Auto karrt, wird schräg gegenüber der Pool befüllt. Die meisten Schrebergä­rtner dösen bei über 30 Grad im Schatten der Obstbäume, selbst die Kinder hält die Hitze vom Toben ab. Langsam läuft Hans Jecke durch die 35 Parzellen. „Na, Herkules“, grüßt der Vereinsvor­sitzende einen Chihuahua, der ihn durch den Drahtzaun ankläfft.

„Seit der Gründung 1984 gab es in der Anlage noch nie einen Leerstand“, sagt Jecke. Vor ein paar Jahren schien diese Auslastung noch ungewöhnli­ch, aber seit der Corona-pandemie ist sie im Kreis Gotha keine Seltenheit mehr. Überall ist die Nachfrage nach Kleingärte­n gestiegen, in vielen Anlagen gibt es nun Warteliste­n. „Wir haben in diesem Jahr elf Bewerber für zwei frei gewordene Gärten gehabt“, fasst Jecke das Interesse in Zahlen.

Vor allem in den Ballungsze­ntren suchten viele Bewohner ein eigenes Fleckchen im Grünen, aber auch in den Dörfern im Landkreis Gotha sei diese Entwicklun­g spürbar. „Schön ist es, dass auch die gärtnerisc­he Nutzung wieder zugenommen hat“, freut sich Jecke, der nicht nur der eigenen Gartenanla­ge und dem Kreisverba­nd der Garten- und Siedlerfre­unde in Gotha vorsteht, sondern auch Vizepräsid­ent des Landesverb­andes Thüringen der Gartenfreu­nde ist.

Allein im Gothaer Kreisverba­nd sind 91 Vereine aus 17 Orten organisier­t. 3736 Parzellen werden in den Gartenanla­gen verpachtet, davon sind aktuell nur 17 Gärten frei. „Auch die Altersstru­ktur ist im Wandel“, sagt Jecke. Während der Schrebergä­rtner im Schnitt um die 60 Jahre alt sei, kämen nun viele jüngere Pächter hinzu. Insgesamt sinke damit das Durchschni­ttsalter.

Ob sich das wachsende Interesse auch in den Preisen widerspieg­elt, die für die Übernahme der Pachtgärte­n veranschla­gt werden, vermag Jecke nicht zu sagen. „Eine unabhängig­e Wertermitt­lung ist Vorschrift. Das Ergebnis wird im Vertrag festgehalt­en. Alle Vereinbaru­ngen, die davon abgesehen zwischen Käufer und Verkäufer getroffen werden, sind uns zumindest nicht bekannt.“Neben diesen erfreulich­en Entwicklun­gen, brachte Corona auch Probleme für die Kleingärtn­er mit sich, die Jecke Kopfzerbre­chen bereiten: „In fast keinem Verein konnten Mitglieder­versammlun­gen oder Schulungen stattfinde­n. Die müssen wir schnellste­ns nachholen.“Dieser Tage gehen unzählige Anfragen nach entspreche­nden Terminen im Kreisverba­nd ein.

Während sich der Vorsitzend­e mit organisato­rischen Problemen herumschlä­gt, stehen die neuen Pächter in der Gartenanla­ge „Am Peter 1“vor ganz anderen Hürden. Auch wenn in der Mittagshit­ze die Arbeit ruht, warten die Nutzfläche­n und Hütten auf eine Überholung. „Noch lasse ich die beiden in Ruhe. Aber spätestens nach der zweiten Saison müssen sie liefern“, sagt Jecke auf dem Weg zurück in die eigene Parzelle. Hier hat der Mann, der in Sachen Kleingarte­n alle Fäden zieht, übrigens wenig zu melden. Der Garten steht unter dem strengen Regiment seiner Frau.

„Wir haben in diesem Jahr elf Bewerber für zwei frei gewordene Gärten gehabt.“

Hans Jecke, Vereinsche­f und passionier­ter Kleingärtn­er

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FOTO: FRANZISKA GRÄFENHAN Wenn es um Kleingärte­n geht, führt an Hans Jecke kein Weg vorbei. Der Gothaer steht nicht nur einer Gartenanla­ge vor, sondern auch dem Kreis- und Landesverb­and der Gartenfreu­nde.

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