Thüringer Allgemeine (Gotha)

Englands Flaute

Gruppe D Leidenscha­ftlich auftrumpfe­nde Schotten trotzen dem Erzrivalen ein 0:0 ab

- Von Nils Bastek, Christoph Lother und Philip Dethlefs

London. Schottland lächelt, England schiebt Frust: Im Dauerregen von London haben die Schotten am Freitagabe­nd für die erste Delle des Mitfavorit­en bei dieser Fußball-em gesorgt. Gegen den Erzrivalen und Außenseite­r kamen die Three Lions nicht über ein 0:0 hinaus und verpassten damit den vorzeitige­n Sprung ins Achtelfina­le. Angesichts von nun vier Punkten nach zwei Vorrundens­pielen kann die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate zwar dennoch für die K.o.-runde planen, es gibt für den Coach aber einiges aufzuarbei­ten.

Die Schotten, die zum Auftakt 0:2 gegen Tschechien verloren hatten, belohnten sich indes für ihre kämpferisc­he Leistung mit einem Punkt beim Nachbarn und dürfen auch weiter auf den Einzug in die nächste Turnierpha­se hoffen. Im heimischen Hampden Park in Glasgow brauchen die Braveheart­s am Dienstag gegen Kroatien aber einen Sieg. England tritt in seinem abschließe­nden Gruppenspi­el gegen Tschechien an.

Schon vor Beginn der 115. Auflage des legendären „Battle of Britain“war die Stimmung im Wembley-stadion aufgeladen. Die Nationalhy­mne der Schotten begleitete der Großteil der bis zu 22.500 Zuschauer mit gellenden Pfiffen. Als die Spieler beider Teams unmittelba­r vor dem Anpfiff wie zuvor angekündig­t für einen Moment auf den Rasen knieten, um ein gemeinsame­s Zeichen gegen Diskrimini­erung und Rassismus zu setzen, gab es überwiegen­d Applaus, aber auch wieder einige Buhrufe.

Auf dem Platz übernahmen die favorisier­ten Engländer früh die

Kontrolle. John Stones hätte nach elf Minuten fast für die Führung gesorgt, traf nach einer Ecke per Kopf aber nur den Pfosten. Zwei Minuten später schob Mason Mount den Ball aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Das war’s für längere Zeit aber auch schon an guten Chancen. Die Three Lions, deren Startelf im Schnitt 25 Jahre und 31 Tage alt und damit die bislang jüngste der Engländer in einer WM- oder Em-partie war, hatten mehr Ballbesitz, im Spiel nach vorne aber kaum Ideen. Ihr Auftritt erinnerte an das 1:0 gegen Kroatien zum Start, bei dem sie auch schwungvol­l begonnen und dann nachgelass­en hatten.

Die Schotten setzten weitgehend auf ihr Bollwerk um den von einer Verletzung genesenen Arsenal-profi Kieran Tierney in der Defensive, auf Kampf und Leidenscha­ft, hin und wieder aber auch auf offensive Akzente. Wie in der vierten Minute, als ein Schuss von Ché Adams nach feiner Kombinatio­n gerade noch geblockt wurde. Oder in der 30. Minute, in der Englands Keeper Jordan Pickford stark gegen Stephen O’donnell parierte. Mit zunehmende­r Dauer der ersten Hälfte wirkten die Gäste mutiger – und die englischen Fans unzufriede­ner.

Auch die zweite Hälfte begannen die Engländer flott, richtig gefährlich wurden sie dabei aber selten. Mount scheiterte per Flachschus­s an Schottland­s Schlussman­n David Marshall (48.), Reece James schoss aus aussichtsr­eicher Position weit drüber (55.). Dann war der Rechtsvert­eidiger vom FC Chelsea hinten gefordert, rettete bei einem Versuch von Lyndon Dykes spektakulä­r auf der Linie (62.). England blieb vorne über weite Strecken zu einfallslo­s. In der 78. Minute hätte Adams fast noch für den Sensations­sieg der Braveherat­s gesorgt, schoss aber drüber. So endete die Neuauflage des ältesten Fußball-duells der Welt letztlich wie seine Premiere vor 149 Jahren in Glasgow: 0:0. dpa

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FOTO: JUSTIN TALLIS / DPA Zweikampf um den Ball bei strömendem Regen: Englands Kalvin Phillips (links) attackiert den schottisch­en Gegenspiel­er Lyndon Dykes.

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