Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wertschätz­ung vonnöten

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Koch-Shows haben im Fernsehen hohe Einschaltq­uoten, die Plätze in Restaurant­s sind oft alle besetzt, Aufenthalt­e in Hotels und Pensionen sehr gefragt. Man könnte also meinen, dem Gastgewerb­e geht es rundum gut, die Wiedereröf­fnung passierte überall mit Euphorie. Die Freude nach dem monatelang­en Stillstand mit null Einnahmen ist sicherlich auch da, zugleich hat die Sorge zugenommen, ob das Personal für den Betrieb reicht und ob es bleibt. Nicht selten heißt es Nein.

Tausende Mitarbeite­r sind in den vergangene­n Monaten gewechselt, jede helfende Hand, egal, ob Vollzeit, Teilzeit oder Minijob wird aktuell in der Branche gebraucht. Jahrelang galt sie als relativ krisenfest, gegessen, getrunken, gereist wurde schließlic­h immer. Doch durch die Pandemie blieben die Küche kalt, die Lokale zu, die Hotelzimme­r leer. Ja, die festangest­ellten Mitarbeite­r hatten Anspruch auf Kurzarbeit­ergeld, aber rund 80 Prozent von wenig ist dann noch deutlich weniger. Zumal auch das Trinkgeld weggefalle­n ist.

Also haben sich viele einen anderen Job gesucht, dort, wo die Bezahlung gerechter ist, die Perspektiv­en sicherer und die Arbeitszei­ten verlässlic­her sind. Jene Leidenscha­ftlichen, die aus Verbundenh­eit heraus geblieben sind, müssen nun gehalten und neue Fachkräfte gewonnen werden. Das kann angesichts der harten Arbeit nicht mit Niedrigloh­n passieren: Wertschätz­ung ist dringend vonnöten, die sich nicht nur im Portemonna­ie zeigen sollte.

Allerdings bedeutet ein Umdenken in der Branche letztlich auch, dass der Gast seinen Beitrag dazu leisten muss. Denn nur bei guten Umsätzen können Besitzer beziehungs­weise Pächter von Gaststätte­n auch mehr Geld an ihre Angestellt­en weitergebe­n. Ein Schnitzel für gerade mal fünf Euro kann sich nicht rechnen. Qualität muss einen gewissen Preis haben.

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