Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ronaldo fordert Fans auf: „Glaubt an uns!“

Gruppe F Nach der Niederlage gegen Deutschlan­d steht Portugal mit seinem Superstar mächtig unter Druck

- Von Thomas Niklaus

München. Als er seinen Kumpel Toni Kroos in den Arm nahm, huschte schon wieder ein Lächeln über das Gesicht von Cristiano Ronaldo. Nach einem kurzen Plausch mit seinem ehemaligen Kollegen von Real Madrid beglückte der portugiesi­sche Superstar noch einen Fan mit seinem Trikot, dann trottete „CR7“mit nacktem Oberkörper in Richtung Kabine.

Es war trotz Applaus ein Abgang, den sich Ronaldo nach seinem furiosen Auftakt und der Fortsetzun­g seiner unglaublic­hen Rekordjagd ganz anders vorgestell­t hatte. Da gelang dem 36-Jährigen gegen Angstgegne­r Deutschlan­d endlich mal ein Tor (15.), sein drittes bei dieser EM und das insgesamt 107. (!) für Portugal – doch am Ende stand für den so ehrgeizige­n Ronaldo ein Abend zum Vergessen und ein bitteres 2:4 (1:2) gegen das DFB-Team.

Europameis­ter trifft im nächsten

Spiel auf Weltmeiste­r Frankreich Europameis­ter und NationsLea­gue-Sieger Portugal steht nun vor dem Gruppenfin­ale am Mittwoch (21 Uhr) gegen Weltmeiste­r Frankreich in Budapest erheblich unter Zugzwang. Ronaldo machte den Fans vor dem immens wichtigen Duell, bei dem das EM-Aus droht, aber schon einmal Hoffnung und Mut. „Glaubt an uns, wie wir an uns glauben“, schrieb er bei Instagram

unter ein Bild, das ihn Arm in Arm im Kreis mit seinen Kollegen zeigt. Soll heißen: Keine Angst, gemeinsam schaffen wir das noch!

Bis dahin müssen Ronaldo und Co. jedoch den Frust von München abschüttel­n. „Deutschlan­d war die bessere Mannschaft und dafür übernehme ich die Verantwort­ung“, sagte Trainer Fernando Santos. Die Tageszeitu­ng Publico schrieb von einer „lähmenden Angst“. Die „anfällige Defensive“sei von „deutschen Panzern“zerstört worden, titelte A Bola nach einer „schweren Niederlage“. Und „Record“schrieb: „Vorgeführt! Es hat an Aggressivi­tät gemangelt.“

Trainer Santos war bemüht, den Blick tapfer nach vorne zu richten.

„Ob wir jetzt weiterkomm­en, liegt an uns, und wie wir darauf reagieren. Gegen Frankreich wird es ein ganz anderes Spiel. Wir haben es immer noch in den eigenen Händen.“Portugal werde, fügte Santos kämpferisc­h an, „eine Antwort finden“. Selbst eine Niederlage könnte reichen, wenn Ungarn nicht Joachim Löws Truppe schlägt. Schon 2016 schafften es die Portugiese­n mit nur drei Punkten – damals aber ungeschlag­en – in die K.o.-Runde.

Dass es erneut klappt, davon sind auch die Spieler überzeugt. „Natürlich war es eine klare Niederlage, aber wir hatten auch unsere Chancen“, meinte Renato Sanches. Der Ex-Bayern-Spieler hätte fast zum 3:4 getroffen. „Wir werden weiter arbeiten und uns verbessern“, ergänzte Joao Moutinho.

Doch auch gegen Frankreich wird bei Portugal ganz viel von Ronaldo abhängen. Mit seiner fünften EM-Teilnahme und seinem zwölften EM-Tor hat er bereits neue Bestmarken aufgestell­t. Nun fehlen dem Profi von Juventus Turin nach seinem 177. Länderspie­l nur noch zwei Tore, um den „Weltrekord“des Iraners Ali Daei einzustell­en. Der frühere Münchner hatte in seiner Karriere 109 Treffer für sein Nationalte­am erzielt.

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Ronaldo auch diesen Rekord knackt. Gut für Portugal wäre es, ihm würde dies schon am kommenden Mittwoch gelingen. sid

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FOTO: AFP Umarmung: Cristiano Ronaldo mit Toni Kroos (rechts).

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