Antike Münzen als Geschichtenerzähler Kulturelle Einblicke
Das Nordhausen-Museum Flohburg zeigt 380 Millionen Jahre (Stadt-)Historie in Dauer- und Sonderausstellungen
Nordhausen. Auf über 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und vier Etagen kann gekurbelt, aufgemacht, gepuzzelt und gehört werden. „Das ist nicht nur was für Kinder“, meint Museumsleiterin Susanne Hinsching. Die Flohburg am Rande der Nordhäuser Innenstadt lädt schon von Außen zu einer Zeitreise ein. Als eines der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt treffen hier Teile des originären Baustils – etwa in der sogenannten Bohlenstube oder im mittelalterlichen Eiskeller – aus dem 13. auf die moderne Architektur des 21. Jahrhunderts.
Dabei lässt der Name „Flohburg“nicht direkt auf ein Stadtgeschichtsmuseum schließen. In der Nachkriegszeit war das gotische Fachwerkhaus in der Barfüßer Straße das Zuhause zahlreicher Familien. Aufgrund mangelnder Hygiene lebte hier wohl auch der ein oder andere Floh.
Heute lässt sich im Museum die Geschichte der Stadt, vom Mammutzahn aus dem Devon vor 380 Millionen Jahren bis hin zu Materialien zur ersten Buga in Nordhausen in 2004, in den chronologisch angelegten Räumen interaktiv erleben.
Der jüngste Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss entführt mit der Sonderausstellung „Streifzug durch die Antike“in die Welt der Römer und Griechen. Hier sind bis Mitte August rund 80 Münzen zu entdecken, die aus Zeiten von 500 vor bis 500 nach Christus reichen. Dabei ist die kleinste kleiner als ein Ein-Cent- und die größte doppelt so groß wie ein Zwei-Euro-Stück.
„Der Wert antiker Münzen ist aber immer sehr schwer einzuschätzen“, sagt Alexander Hahn, Volontär des Stadtmuseums. Er vermutet aber, dass einzelne Geldstücke im vierstelligen Bereich liegen. So zum Beispiel Bronzemünzen, auf die um 50 bis 30 vor Christus der Kopf Kleopatras als letzte Königin des ägyptischen Ptolemäerreiches gestempelt wurde.
Die Münzen der Sonderausstellung sind Teil der ersten Museumssammlung, die 1876 nach Nordhausen kam. Gut 420 zählte Hahn im Archiv der Flohburg. Davon waren rund 270 in gutem Zustand. Laut der Museumsleiterin gibt es nur wenige Experten, die sich mit jahrhundertealten Geldstücken auskennen. „Zum Glück haben wir Herr Hahn, dessen Herz für die Antike schlägt und der sich den Münzen angenommen hat“, so Hinsching.
Der Volontär hat die Geschichte jeder einzelnen Münze seit dem vorigen Jahr aufgearbeitet. „Und alle Bestimmungen die vor 1970/1980 vorgenommen wurden, müssen heute grundlegend hinterfragt werden“, meint er. Dabei erfahre man nicht nur etwas über uralte Währungen. Laut Hahn bieten die Münzen auch eine gute Möglichkeit, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen.
Beispielsweise über Mütter, Schwestern oder Töchter berühmter Herrscher im antiken Rom. „Die Stellung der Frau darf man nicht unterschätzen. Die war schon besser, als man annehmen würde.“
Weil die Mitarbeiter eine Zeit lang nicht persönlich durchs Museum führen konnten, wurde ein virtueller 3D-Rundgang entwickelt. Ab sofort können Besucher aber wieder persönlich die Flohburg entdecken; voraussichtlich ab Juli soll es auch wieder Führungen geben.