Zwei mögliche Nachrücker sind inzwischen parteilos
AfD-Mandatswechsel ist kompliziert. Bei Linken könnte Studentin für Bundesvorsitzende ins Landesparlament einziehen
Das Ergebnis der Bundestagswahl hat in Thüringen unmittelbare Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Landtages. Denn: Mit Susanne Hennig-Wellsow (Linke) und Michael Kaufmann (AfD) wechseln zwei Abgeordnete von Erfurt nach Berlin.
Linke-Bundesvorsitzende Hennig-Wellsow war Thüringer Spitzenkandidatin und zieht deshalb über die Landesliste ein. Im Wahlkreis war sie hinter den Erwartungen zurück geblieben. Nachrücken wird für Hennig-Wellsow die 21-jährige Studentin Donata Vogtschmidt. Sie ist unter anderem Sprecherin der Konferenz der Thüringer Studierendenschaft
und Vorsitzende des Kommunalen Hochschul- und Studierendenbeirates der Stadt Erfurt.
Bei der AfD lohnt sich indes eine genauere Betrachtung. Als erster Nachrücker für den Landtag steht dort Klaus Stöber. Der Steuerberater aus dem Wartburgkreis hat jedoch für den Bundestag kandidiert – und das Direktmandat in seinem Wahlkreis gewonnen. Deshalb wird er nach Berlin gehen.
Auf der Landesliste der Partei findet sich dann als nächster Nachrücker Sebastian Thieler. Er gehört allerdings der Partei, die in Thüringen vom Verfassungsschutz beobachtet wird, nicht mehr an. Vor eineinhalb Jahren trat Thieler aus. Damit darf er laut Landeswahlgesetz nicht mehr ins Parlament nachrücken. Das bestätigt Landeswahlleiter Günter Krombholz am Montag auf Anfrage dieser Zeitung.
AfD wieder ohne Landtagsvize? Damit fällt der Blick auf den Namen Ingo Zickler. Doch er hatte bereits im April 2019 mit seinem Rücktritt als AfD-Landtagskandidat und dem Parteiaustritt für Aufsehen gesorgt. Damals nannte er gegenüber dieser Zeitung gesundheitliche Gründe für seine Entscheidung. Er und Thieler arbeiten im Freistaat als Polizisten.
Der vierte in Frage kommende Listen-Name lautet Thomas Gröger. Er könnte künftig Abgeordneter des Thüringer Landtags werden.
Der Kandidat kommt aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, unterstützt nach eigenen Angaben die AfD bereits seit 2014, bevor er zwei Jahre später Mitglied wurde.
Der Mandatswechsel könnte für die AfD aber auch eine weitere Schwächung im Landtag bedeuten. Denn mit Kaufmann kommt ihnen der Landtagsvizepräsident abhanden, der nur nach zähem Ringen gewählt wurde. Damals stimmte sogar Ministerpräsident Bodo Ramelow als Linke-Abgeordneter für Kaufmann.
Ob eine Nachfolgewahl für Kaufmann gelingt, ist fraglich. Denn zuletzt scheiterten AfD-Abgeordnete regelmäßig im Parlament, wenn es um die Besetzung von Posten ging.