Thüringer Allgemeine (Gotha)

Der Blick des Auslands auf die Bundestags­wahl

Medien rechnen mit mehr Instabilit­ät

-

Berlin. Deutschlan­d wählt – und die Welt schaut zu. Die internatio­nale Presse hat ausführlic­h über die Bun- destagswah­l berichtet. Viele Me- dien haben die Sorge, dass das Land in der Mitte Europas wegen einer komplizier­ten Regierungs­koalition instabiler wird. Ein Überblick:

Le Figaro (Frankreich): „Die schwie- rige Suche nach Kompromiss­en zwischen ideologisc­h entfernten Positionen verspricht Deutschlan­d eine moderate Koalition in Verlän- gerung des 16-jährigen ‚Merkelis- mus‘ – einer Methode, die Wogen zu glätten und die wirtschaft­lichen In- teressen des Landes weitestgeh­end vor Erschütter­ungen in der Welt zu beschützen.“

La Stampa (Italien): „Die Deutschen haben entschiede­n, sich nicht für einen Nachfolger von Angela Mer- kel festzulege­n. (...) Nach den Wah- len geht es jetzt auf den politische­n Basar. Im stabilen Deutschlan­d wird das noch eine Lernstunde der Demokratie.“

El País (Spanien): „Deutschlan­d steht vor einer neuen Parteienla­nd- schaft. Die Ära der Parteien, die 30 oder 35 Prozent der Stimmen er- hielten und es sich leisten konnten, mit einem einzigen Partner zu regie- ren, ist vorbei. (…) Die Grünen und die Liberalen der FDP halten den Schlüssel bei der Entscheidu­ng, ob der nächste Kanzler Olaf Scholz oder Armin Laschet heißt.“

Neue Zürcher Zeitung (Schweiz): „Schon vor vier Jahren war klar, dass sich die Union ,wundregier­t‘ hatte. Ein Reformproz­ess, der mit dem Rücktritt von Angela Merkel als CDU-Vorsitzend­er im Frühjahr 2018 eingeleite­t wurde, blieb zwi- schen Institutio­nen und innerpar- teilichen Interessen stecken.“

Der Standard (Österreich): „In der Theorie ist der nächste deutsche Kanzler so schwach wie kein anderer vor ihm, da seine Macht von nun gleich zwei Partnern abhängt. In der Praxis kommt es daher auf sein Geschick an, sich eine starke Position zu sichern. Gerade jetzt, da die USA alte Allianzen überdenken und die EU feststellt, dass die Amerikaner nicht mehr für Europas In- teressen in die Bresche springen, braucht Europa einen starken deut- schen Kanzler.“

De Telegraaf (Niederland­e): „Der nächste Regierungs­chef in Berlin wird ein schwächere­r Kanzler sein. Dies ist eine schlechte Nachricht für die Europäisch­e Union, in der Deutschlan­d mit Blick auf Einwoh- nerzahl und Wirtschaft­skraft füh- rend in einer unruhigen Welt sein muss. Der neue deutsche Bundes- kanzler wird wohl eher ein ‚Primus inter Pares‘ sein – der Erste unter Gleichen, wie das beim Minister- präsidente­n in den Niederland­en der Fall ist. Dem steht jemand wie Emmanuel Macron gegenüber, der als französisc­her Präsident über weitreiche­nde Macht verfügt.“bac

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany