Vorzüglicher Saisonstart der Staatskapelle
Weimarer brillierten klassisch-romantisch
Weimar. Welch erhebender, beglückender Abend! Die Weimarer Staatskapelle stieg bei ihrem ersten Sinfoniekonzert der neuen Spielzeit wie ein Phönix aus der Asche der ausgefallenen vorigen Saison – und schüttelte kraftvoll das Joch des Virus ab wie Goethes Held Egmont die Fremdherrschaft der Spanier. Bereits die ersten Takte der „Egmont“-Ouvertüre von Beethoven versetzten die gespannt im Schachbrettmuster lauschenden Weimarhallengäste unter Hochspannung.
Gastdirigent Patrick Lange brillierte mit größtmöglicher Ruhe, sparsamer, dabei ausdrucksstarker Gestik und voller Konzentration. Durch sein schwingendes, elastisches Dirigat bar jeder Attitüde, mit feinen dynamischen Nuancen und berauschend orchestralen Verdichtungen wurde er den Beethovenschen Kontrasten mehr als gerecht. Die Staatskapelle schien sich in Langes motivierender, minimalistischer Klangmodellierung pudelwohl zu fühlen – und spielte wie befreit auf.
Am Abend der Bundestagswahl zeigten dann Gernot Süßmuth an der Violine, Dagmar Spengler-Süßmuth am Cello und Frank Dupree am Flügel, wie auch drei Parteien miteinander harmonieren können. In Beethovens Tripelkonzert eröffnete Spenglers warmer, gesanglicher Celloton alle drei Sätze, mit Süßmuths zart blühender Violine an ihrer Seite, gestützt in perlender, nie aufdringlicher Intensität von Duprees edlem Klavierton. Die Qualität dieses Trios zeigte sich auch in der Zugabe von Mendelssohns Andante aus seinem Opus 49.
Schließlich kulminierte das Konzert in Schumanns vierter Sinfonie, die mit Phrasierungskunst, Klangbalance und Passion ohne Pathos das betörende Pastellbild vervollkommnete. Im Finalsatz gab es große Gesten in den Hörnern, Strahlkraft im Blech, Luzidität im Holz und Grandezza in den Streichern. Patrick Lange und die Staatskapelle legten mit großer Spielfreude den Grundstein für eine vielversprechende Saison.