Thüringer Allgemeine (Gotha)

Heftige Kritik an Arbeit der Polizei

Fretterode-Prozess: Anwalt verärgert

- Von Fabian Klaus

Fretterode/Erfurt. Schwere Vorwürfe gegen die Thüringer Polizei im Zusammenha­ng mit den Ermittlung­en nach einem Angriff auf zwei Journalist­en im Jahr 2018 im Eichsfeld: Der Göttinger Rechtsanwa­lt Sven Adam, der im Prozess am Landgerich­t Mühlhausen einen Nebenkläge­r vertritt, sagte jetzt: „Die Qualität der Ermittlung­sarbeit der Polizeibea­mten vor Ort ist abgründig, grenzt an Arbeitsver­weigerung und ist einzig mit schlechter Ausbildung nicht mehr zu erklären.“

Im April 2018 hatten zwei Rechtsextr­emisten aus dem Umfeld des Neonazis Torsten Heise im Eichsfeld zwei Journalist­en schwer verletzt, die zuvor in Fretterode in der Nähe des Anwesens des NPDFunktio­närs recherchie­rten und dazu auch fotografie­rten.

In dieser Woche wurden beim Prozess insgesamt vier Polizeibea­mte vernommen. Auf deren Aussagen im Prozess bezieht sich der Nebenklage­vertreter. So habe die Beweisaufn­ahme ergeben, „dass trotz unmittelba­rer Sichtung des Täterfahrz­euges auf dem Gelände der Familie Heise diverse Personen unter den Augen der Beamten über Stunden etliche Gegenständ­e aus dem Fahrzeug entnehmen und hineinlege­n konnten“, sagt Adam. Er kritisiert auch die Durchsuchu­ng des Hauses von Heise, die oberflächl­ich erfolgt sei.

Linke und Grüne drängen deshalb jetzt auf politische Aktivitäte­n ein. Madeleine Henfling, innenpolit­ische Sprecherin der Grünen, erklärte, dass das Innenminis­terium gebeten werde, „im nächsten Innenaussc­huss umfangreic­h über die dargestell­ten Vorgänge zu berichten“. Ihre Kollegin Katharina König-Preuss (Linke) wurde deutlich. Sie verwies darauf, dass die Verletzung­en der Journalist­en so schwer waren, dass sie nur mit Glück nicht tödlich endeten und fordert: „Unabhängig vom Strafproze­ss bedarf es hier einer Aufklärung des zuständige­n Innenminis­teriums, wie es dazu kommen konnte und einer Auswertung über mögliche taktische Fehler und Ursachen.“

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