RKI: Corona-Impfquote höher als gedacht
Laut Berechnung sind bereits bis zu 80 Prozent der Erwachsenen vollständig gegen Covid-19 immunisiert
Berlin . Als „Spritze in die Freiheit“wird die Corona-Impfung von ihren Befürwortern bezeichnet. Denn je mehr Menschen gegen das Virus geschützt sind, desto schneller kann das Leben zurückkehren, das wir vor der Pandemie geführt haben. Lange sah es jedoch so aus, als komme Deutschland beim Impfen weniger gut voran als andere Staaten. Die Quoten vor allem unter den Erwachsenen schienen zuletzt zu stagnieren. Doch neue Zahlen, die unserer Redaktion exklusiv vorliegen, zeigen, dass wohl doch deutlich mehr Menschen einen CoronaSchutz haben als in den Meldedaten des Robert-Koch-Instituts (RKI) ausgewiesen sind. Für die Bewältigung der Pandemie ist dies gerade auch mit Blick auf die Wintersaison eine wichtige Botschaft. Das Ziel der sogenannten Herdenimmunität könnte näher sein als bislang angenommen.
Wie weit ist Deutschland bei den Corona-Impfungen?
Laut einer seit Januar regelmäßig im RKI-Auftrag durchgeführten Telefonumfrage zu Bereitschaft und Akzeptanz von Corona-Impfungen liegt der Anteil der vollständig Geimpften in der Gruppe der über 18Jährigen höher und wird unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren auf eine Quote von 80 Prozent taxiert. 84 Prozent sind demnach mindestens einmal gegen Corona geimpft. In den jüngsten RKI-Meldedaten mit Stand von Mittwochfrüh wird der Anteil der komplett gegen Corona geimpften Volljährigen lediglich mit 75,4 Prozent ausgewiesen. Eine erste Dosis haben demnach bislang 79,1 Prozent der über 18-Jährigen erhalten. Die Differenz ist erheblich.
Worauf stützen sich diese neuen Ergebnisse?
Die sogenannte Covimo-Befragung fand zwischen dem 26. Juli und dem 18. August statt. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 1005 Erwachsene zur Covid-19-Impfung befragt.
Die Ergebnisse aus dem jüngsten Report sowie weiterführende Überlegungen legten nahe, dass die Impfquote nach Meldedaten als Mindest-Impfquote zu verstehen sei und „eine Unterschätzung von bis zu fünf Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter bzw. vollständig Geimpfter angenommen werden kann“, heißt es in Zusammenfassung der RKI-Umfrage. Ausgehend davon könne derzeit von einer Impfquote unter Erwachsenen von bis zu 84 Prozent bei den einmal Geimpften sowie von bis zu 80 Prozent bei den vollständig Geimpften ausgegangen werden.
Wie kommt es zu den Unterschieden?
Das dürfte vor allem daran liegen, dass oft nicht alle verabreichten Dosen aus den Ländern an das RKI gemeldet werden. Die Erfassungen können dadurch verzerrt sein und die Bilanz geringer ausfallen als die tatsächlich vorgenommenen Impfungen. Insofern bilden die neuen Quoten einen Mittelwert aus Umfrageergebnissen und Rückmeldungen aus den Ländern.
Warum raten Experten in diesem Winter auch zu einer Grippe-Impfung?
Die strengen Schutzmaßnahmen in den kühleren und kalten Monaten der vergangenen Saison haben dafür gesorgt, dass zuletzt auch andere Infektionskrankheiten deutlich eingedämmt wurden. Experten sehen nun aber die Gefahr, dass die Influenza in den kommenden Monaten umso stärker anrollen könnte – und das zusätzlich zu Corona. Grund dafür ist, dass durch die Eindämmung der Influenzaviren das menschliche Immunsystem weniger gut auf Grippeviren vorbereitet ist. Die Abwehrkräfte sind geringer, die Anfälligkeit damit höher – gerade bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem. RKI-Präsident Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) riefen am Montag vor allem stark gefährdete Bevölkerungsgruppen dazu auf, nicht nur ihren CoronaSchutz gegebenenfalls aufzufrischen, sondern sich auch gegen Grippe impfen zu lassen.
Wer sollte sich jetzt auch gegen Grippe impfen lassen?
Der Minister appellierte besonders an alle Älteren, an Schwangere, Vorerkrankte und das medizinische Personal, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Ziel müsse es sein, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen. Wieler legte vor allem älteren Menschen eine solche Schutzimpfung nahe. „Alle über 60 sollten nicht nur gegen Influenza und Covid-19, sondern auch gegen Pneumokokken geimpft sein“, sagte der Behördenchef.