„Very British“in romantischer Schwelgerei
Edle Eskapaden eines Weimarer Cellisten
Weimar. Im Hauptberuf bildet der Weimarer Cello-Professor Wolfgang Emanuel Schmidt junge Musiker an der Franz-Liszt-Hochschule aus – und „produziert“Preisträger am laufenden Band. Selbst ein exzellenter Virtuose, reüssiert er solistisch auf internationalem Parkett.
Alle anderen Aktivitäten als „Steckenpferde“zu betrachten, wäre unangemessen: Schmidt spielt gemeinsam mit seiner Ehefrau Indira Koch im Gropius-Quartett und hat ein Kammerorchester ins Leben gerufen, die Metamorphosen Berlin. Deren neueste CD ist geradezu traumhaft gut gelungen; „Very British“versammelt hierzulande zu Unrecht unterbelichtete Werke von Elgar, Britten, Warlock und Jenkins; wer nach idealer angelsächsischer Romantik sucht: Bitteschön, hier ist sie!
Vorbildlich in Geschmack und im Stil musiziert dieser unprätentiöse Verein vorzüglichster Streichinstrumentalisten, voller Noblesse und viktorianischer Distinktion. Samtiger Glanz bei klarer Konturgestaltung bestimmen das Klangbild, und man bemerkt die exakt dosierte Leidenschaft, die freimütige Lust am Miteinander-Musizieren. Die wissen genau, was sie tun.
Brittens „Simple Symphony“etwa sollte man kennen; in solchem Gestus durchsonnter Heiterkeit kannte man sie bisher kaum. Elgars Serenade verrät in dieser strukturanalytischen Eleganz die souveräne Meisterschaft ihres Schöpfers, seine „9 Pieces for Cello and Strings“(von Schmidt arrangiert) demonstrieren die kantable Kraft des Solisten. All das erquickt unser Gemüt, wie wunderbar! Recht hat Hippokrates: Das ist Leben kurz, lang ist die Kunst.
Und übrigens: Wer dirigiert? – Leicht lässt sich’s erraten...