Thüringer Allgemeine (Gotha)

Intensivst­ationen erreichen Limit

Mehr als jedes vierte Bett in Thüringen mit Covid-Patienten belegt. Bald erste Verlegunge­n

- Von David Hutzler und Stefan Hantzschma­nn

Erfurt/Gera. Die Zahl der auf Thüringer Intensivst­ationen behandelte­n Corona-Patienten könnte sich nach einer Prognose bis Ende November verdoppeln und einen Rekordwert erreichen. Wenn sich das Infektions­geschehen weiter so entwickle und keine neuen Maßnahmen hinzukämen, könnten bis dahin 300 Covid-19-Patienten auf den Intensivst­ationen sein, sagte Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke). Der bisherige Höchststan­d hatte im April bei etwa 220 Menschen gelegen.

Am Sonntag waren laut Zahlen des Divi-Intensivre­gisters 27 Prozent der in Thüringen verfügbare­n Intensivbe­tten mit Covid-Patienten belegt. Es ist der bundesweit höchste Anteil. Dies sei eine dramatisch­e Situation, sagte Werner. Derzeit seien 650 Intensivbe­tten betreibbar, Pflegekräf­te hätten den Bereich teils verlassen. „Und das ist natürlich auch einschneid­end.“Das führe dazu, dass bestimmte Operatione­n

nicht stattfinde­n könnten. Teilweise könne es auch dazu führen, dass es manchmal länger dauert, bis ein Unfallopfe­r das Bett erhalte, das es brauche.

Sie gehe auch davon aus, dass Thüringen demnächst Patienten in andere Bundesländ­er verlegen müsse, sagte Werner weiter. Derzeit reiche es noch aus, Patienten innerhalb des Freistaats zu verlegen.

„Wir merken: Wir können nicht mehr jeden sicher versorgen“, sagte auch die Intensivme­dizinerin Caterina

Reuchsel vom Wald-Klinikum Gera. Teils würden Patienten eine Stunde mit dem Rettungswa­gen zu ihnen gefahren, weil andernorts keine Betten mehr frei seien.

Derzeit lägen bei ihr auf der Intensivst­ation 13 Corona-Patienten. Davon seien nur vier geimpft. „Das ist wirklich demoralisi­erend, wenn man weiß: Es ist vermeidbar.“Die vier Geimpften seien über 70 Jahre alt und hätten eigentlich schon eine Auffrischu­ngsimpfung erhalten können.

Bundesweit überstieg die Zahl der seit Pandemiebe­ginn gemeldeten Corona-Infektione­n die FünfMillio­nen-Grenze. Politiker und Experten äußerten große Sorge. „Die vierte Welle wird mehr Opfer verlangen als alles, was wir bisher kannten“, warnte etwa Sachsen Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU). Am Donnerstag könnte der Bundestag eine durch SPD, Grüne und FDP vorgelegte Ergänzung des Infektions­schutzgese­tzes beschließe­n. dpa

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