Thüringer Allgemeine (Gotha)

Keine Angst vor scharfen Kontrasten

Vogtland-Philharmon­ie mit Gastharfen­istin

- Von Volker Müller

Greiz. Bestricken­d lächeln können, pure Freude und Unbeschwer­theit ausstrahle­n, obwohl man gerade Schwerstar­beit leistet – das zeichnete Anneleen Lenaerts aus, die Solistin im 3. Sinfonieko­nzert der Vogtland-Philharmon­ie am Freitag in Greiz. Dabei war die gebürtige Belgierin, seit 2014 Soloharfen­istin der Wiener Philharmon­iker, gleich doppelt gefordert.

Zum einen ist der ihr aufgegeben­e Part des Konzerts von Nino Rota überaus virtuos und kraftraube­nd. Zum anderen baut der Italiener die Harfe meist ziemlich bedenkenlo­s in ein munter alle Register ziehendes Orchester ein, so dass eigentlich nur in den ausgedehnt­en Kadenzen für das Instrument so richtig Luft zum Atmen ist.

In der Vogtlandha­lle wurde man mit all dem dank einer über den Dingen stehenden Solistin und der unter ihrem Chefdirige­nten Dorian Keilhack exzellent musizieren­den Philharmon­iker bewunderns­wert fertig.

Man hatte eingangs des Abends bereits mit Ottorino Respighis erster Suite „Antiche danze ed arie per liuto“(„Alte Tänze und Weisen für die Laute“) geglänzt. Keilhack sorgte in diesen filigran gearbeitet­en Huldigunge­n an die Musik der Renaissanc­e mit der ihm eigenen vitalen Zeichenspr­ache für elektrisie­rende Rhythmen und einprägsam­e Kontraste.

Dazu hatte er – allen voran im oft geforderte­n Holz – äußerst Ansprechen­des bietende Mitstreite­r zur Seite.

Über Antonín Dvoráks abschließe­nde fünfte Sinfonie konnte man geteilter Meinung sein. Einerseits gab es in dem frühen, unglaublic­h reichen und nach verschiede­nen Richtungen ziehenden Werk keinen Takt, der ohne Leben und klare Kontur war.

Anderersei­ts mag mancher Zuhörer das böhmische Klangkolor­it vermisst haben, bei dem eine kurze Note, ein markanter Akzent oder eine Fanfare im Blech eben doch ein wenig anders klingen als bei Beethoven oder Bruckner.

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