Einseitiges Derby
Warum die Schwarz-Weiß-Volleyballerinnen beim 0:3 gegen Suhl chancenlos sind
Erfurt. 0:3 – und das mit 18:25, 13:25, 21:25 eindeutig. Ein verheißungsvoller Abend vor rund 800 besonders begeisterungsbereiten Fans endete mit einer Enttäuschung für die Schwarz-Weißen aus Erfurt und ließ die etwa 100 Suhler Fans zu Recht von einer Jubelorgie in die andere fallen. Und das noch lange nach dem letzten Ballwechsel, der – symptomatisch – keiner war. Denn Erfurts Angreiferin Rica Maase, noch eine der besseren ihres Teams, setzte ihren Aufschlag ins Aus.
Selbst wenn Erfurts Trainer Konstantin Bitter mit Mittelblockerin Elizabeth Sandbothe und nun auch Libera Michelle Petter krankheitssowie verletzungsbedingt zwei Leistungsträgerinnen fehlten, schien das Derby im Vorhinein keine Sieger festzuschreiben. Indes: Die Suhlerinnen waren eine Klasse besser und gerieten nie in Gefahr.
Dabei begannen die SchwarzWeißen wie in den Partien zuvor hochkonzentriert und mit sie inspirierender Empathie. Vier Punkte plus beim 7:3, noch zwei beim 15:13. Doch plötzlich – und so gar nicht schwarz-weiß-like – schien ihnen jemand den Stecker gezogen zu haben. So wie die Erfurterinnen von null auf hundert kaum mehr etwas aufs Parkett brachten, erhoben sich die Gäste zu einer bemerkenswerten Leistung. Ihre US-Angreiferinnen Danielle Harbin, Roxanne Wiblin und vor allem ihre zur besten Spielerin der Partie gekürte Mittelblockerin Kayla Haneline trafen, wie sie wollten und präsentierten ihrem einen Tag vorher 45 Jahre alt gewordenen ungarischen Trainer László Hollósy das nach dessen Worten „schönste nachträgliche Geburtstagsgeschenk“. Und er fügte freudig an: „Wir wussten um die
Gefährlichkeit der Erfurterinnen. Aber wir haben sie bestens analysiert, vor allem ihre Bewegungen bei der Feldabwehr und auch Blockabsicherung. Jetzt können wir voller Freude nach Hause fahren.“
Zweiter Satz kommt einer Demontage gleich
Bei den Schwarz-Weißen hingen alle durch. Keine war dabei, ihre Mitspielerinnen mitzureißen. Auch die routinierte Hillary Hurley-Reynolds nicht, die für die im Angriff erfolglose Sindy Lenz beim 4:10 im zweiten Durchgang kam. Warum so spät? Bitter erklärte: „Sie brauchte unbedingt eine Pause, denn auch sie war leicht angeschlagen.“So zog sich das Dilemma durch alle Reihen.
Die Annahme stand nicht, so dass Passgeberin Corina Glaab Probleme hatte, die Bälle genau auf ihre Angreiferinnen zu passen. Die Folge: Suhls Block hatte leichte Arbeit. Das 13:25 kam einer Demontage gleich.
Die Erfurt Hoffnung, zumindest ein Funke davon, erglomm in Satz drei. Dass der nie auf die heimischen Fans übersprang, hatten sich die Einheimischen um Kapitänin Toni Stautz selbst zuzuschreiben. Die, tief enttäuscht über sich und das Team, schniefte: „Das war unsere schlechteste Saisonleistung bisher. Das war gar nichts. Warum? Ich kann’s nicht erklären“, sagte sie.
Dass wichtige Spielerinnen fehlten, wollte die Erfurter Angreiferin als Entschuldigung nicht gelten lassen. Ihr Coach hielt indes die schützende Hand über seine Damen: „Mehr ist derzeit in unserer Prekärlage nicht drin“, sagte Bitter.
Typisch für Partien, die so einseitig verlaufen: Das Glück hat dann auch der Bessere. Kaum hatte Toni Stautz ihr Team in Durchgang drei auf 20:21 herangepunktet, machten die Gäste mit einem unerreichbaren Netzroller alles klar. Den Rest besorgte Kayla Haneline.
Halt! Eine Strahlefrau hatten die Schwarz-Weißen: Franca Merte, 16, durfte erstmals bei den „Großen“ran: „Das war trotz der Niederlage ein tolles Gefühl für mich. Alle haben mir auf dem Parkett geholfen. Das hat mir viel gegeben.“