Das große Zittern
Niederlande und Italien verpassen den vorzeitigen Sprung nach Katar und stehen vor kniffligen Endspielen
Rotterdam. Italien in Belfast unter Druck, die Niederlande in Rotterdam mit einem Endspiel vor Geisterkulisse. Die beiden Schwergewichte des europäischen Fußballs müssen bis zu den letzten Spielen um ihre direkte Qualifikation für die WM 2022 in Katar bangen.
Enttäuschung machte sich in den Niederlanden breit, als das sicher scheinende WM-Ticket nach der 2:0-Führung durch Depay (25./Elfmeter, 54.) in Montenegro noch verspielt wurde. Vukotic (82.) und Vujnovic (86.) rissen Oranje mit ihren Treffern zum 2:2 aus allen Träumen und sorgten dafür, dass die Holländer als weiter Führende der Gruppe nun am Dienstag in ein Endspiel vor leeren Rängen gehen müssen. Im de
Kuip von Rotterdam sind wegen der steigenden Inzidenz und der neuen Infektionsschutzregeln im Lande keine Zuschauer zugelassen.
Coach Louis van Gaal hatte vor dem Treffen in Podgorica das Spiel zwischen Norwegen und Lettland per Live-Ticker auf seinem Handy verfolgt und nach dem 0:0 zu früh frohlockt. „Ich werde jubeln und dann macht der Rest mit“, sagte der Coach im TV vor dem eigenen Patzer in Montenegro. Dennoch: Am Dienstag reicht dem Gastgeber ein Remis für die WM-Fahrkarte.
Da scheint die Aufgabe für Italien im Fern-Duell mit der Schweiz doch etwas komplizierter. Wegen eines in der Schlussminute verschossenen Elfmeters von Europas „Fußballer des Jahres“Jorginho beim 1:1 gegen die Schweiz sehen sich die Azzurri vor dem Schlusspunkt in Belfast gegen Nordirland mit einer heiklen Situation konfrontiert.
Punktgleich (je 15 Zähler) und mit nur zwei Toren Vorsprung geht der Europameister ins Fernduell mit den Schweizern, die am Montag zeitgleich (20.45 Uhr) Bulgarien empfangen. Gewinnen Italien und die Schweiz, dann entscheidet das Torverhältnis – womöglich kommt es also am Montag zu einem Wettschießen zwischen beiden Teams.
„So etwas passiert“, sagte Leonardo Bonucci nach dem späten Ausgleich der Montenegriner. „Wir müssen nach vorne schauen. Jetzt fahren wir als Mannschaft, als Gruppe, als Familie nach Belfast und holen uns die WM.“Verteidigerkollege Giovanni di Lorenzo, der die Schweizer Führung durch Silvan Widmer egalisiert hatte, stellte sich vor Jorginho. Er „ist ein großer Champion. Wir alle werden ihm in diesem Moment helfen.“
Noch Anfang Juli war der gebürtige Brasilianer Jorginho Italiens Elfmeter-Held, als er mit seinem Strafstoß den Azzurri den Sieg im EMHalbfinale gegen Spanien bescherte. Doch schon beim 0:0-Hinspiel in der Schweiz hatte er einen Elfmeter verschossen. Wiederholt sich nun ein Alptraum für die Squadra Azzurra? Vor vier Jahren hatte Italien in den Playoffs das Ticket für die Weltmeisterschaft in Russland verspielt und dem Land einen kollektiven Fußball-Schock verpasst. dpa