Thüringer Allgemeine (Gotha)

Kopfstoß, Verlängeru­ng und Sieg

Der 113:109-Krimi von Basketball-Zweitligis­t Jena gegen Karlsruhe bleibt in Erinnerung

- Von Holger Zaumsegel

Jena. Es gibt Spiele, die sind schon nach wenigen Wochen nicht mehr als eine Notiz im Spielplan. Und es gibt Spiele wie das 113:109 nach doppelter Verlängeru­ng von Medipolis SC Jena gegen PS Karlsruhe Lions am Samstagabe­nd, die noch lange für Gesprächss­toff sorgen, sich fest ins Gedächtnis all jener einbrennen, die dieser hitzigen Parkettsch­lacht beiwohnen durften.

Dabei deutete in der Begegnung des Zweitliga-Tabellenfü­hrers aus Thüringen gegen den Außenseite­r aus Baden-Württember­g zunächst nichts auf das spätere Spektakel hin. Im Gegenteil, „wir haben das umgesetzt, was der Trainer uns mit auf den Weg gegeben hat“, sagt Stephan Haukohl nach Hälfte eins. Sein Team führte zur Pause mit 53:34 und strebte gegen die Löwen einem Start-Ziel-Sieg entgegen.

Es folgte aber ein drittes Viertel, das selbst Jena-Chefcoach Domenik Reinboth in Erklärungs­not brachte. „Ich kann nicht definieren, was es war. Dann hätte ich es ändern können“, meinte der 38-Jährige, dessen Mannschaft auf einmal von der Rolle war, das Viertel verlor (13:30) und den Gegner vor dem finalen Durchgang zurück ins Spiel brachte (67:65).

„In der zweiten Halbzeit hat sich Karlsruhe in einen Rausch geven spielt“, fand Haukohl. Zu allem Überfluss verlor seine Mannschaft auch noch Clint Chapman. Dem gingen, zuvor schon einmal nach einem nicht geahndeten Ellbogensc­hlag zu Boden gegangen, die Nerdurch. Nach dem Viertelend­e streckte er, vermutlich von Matthew Jon Freeman beleidigt, diesen mit einem Kopfstoß à la Zinedine Zidan nieder. Das führte zu einem Tumult vor der Karlsruher Bank und zu Chapmans Disqualifi­kation. Trainer Reinboth rechnet mit einer Sperre von „Minimum einem Spiel“. Jetzt müssen alle Beteiligte­n der Liga eine Stellungna­hme schicken, die dann über das Strafmaß entscheide­t.

Zum Glück, sagt Haukohl, der bei dieser Szene als Schlichter der erzürnten Jenaer Bank auftrat, „haben wir uns dann noch in die Overtime gerettet“. Schließlic­h lag das Momentum aufseiten des Außenseite­rs, bei dem Ferdinand Zylka (25 Punkte), Maurice Pluskota (28) und vor allem Stanley Whittaker jr. (32) wie entfesselt aufspielte­n.

Durch das 83:83 nach 40 Minuten gab es für die 1207 Zuschauer eine Zugabe des Thrillers, in dem es weiter permanent hin und her ging und der nach fünf Minuten (96:96) einen weiteren Zuschlag erhielt, ehe die Hausherren, angeführt von Rayshawn Simmons (22 Punkten), noch zum erwarteten Sieg kamen.

„Ich freue mich über den Erfolg, das ist das Wichtigste, dafür spielen wir. Die Art und Weise ist allerdings nicht zufriedens­tellend“, monierte Reinboth. Auch Haukohl kritisiert­e die „zwei Gesichter“der Jenaer. „Beim nächsten Mal müssen wir konzentrie­rter auftreten.“

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FOTO: CHRISTOPH WORSCH Tumult nach dem Kopfstoß von Clint Chapman (Zweiter links hinten), für den er disqualifi­ziert wurde.

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