Wiegert wandelt auf Gislasons Spuren
Handball-Bundesliga Nach dem 33:29 über die Füchse Berlin liegt Magdeburg fünf Punkte vorn
Berlin. Bennet Wiegert genoss den Moment. Die Gala seiner Mannschaft beim Handball-Ligagipfel in Berlin, der Ausbau der Tabellenführung, der allmählich greifbar werdende Traum von der ersten Meisterschaft seit 2001. Doch beim Vergleich mit Bundestrainer Alfred Gislason wiegelte der Coach des SC Magdeburg entschieden ab.
„Ich gönne ihm das und freue mich für ihn. Aber das wird keiner mehr schaffen“, sagte Wiegert. So imponierend die Leistung seines Teams beim 33:29 (19:14) bei den Füchsen Berlin auch war, an Gislasons Rekordsaison von 68:0-Punkten mit dem THW Kiel mochte der Architekt des Magdeburger Höhenflugs auch im Glücksrausch des elften Sieges im elften Ligaspiel keinen Gedanken verschwenden.
Dass der SCM sich mit der Machtdemonstration endgültig zum Meisterschaftsfavoriten Nummer eins aufgeschwungen hat, daran besteht allerdings kein Zweifel. Mit 22:0-Punkten und fünf Zählern Vorsprung auf die Füchse thront der Traditionsclub an der Spitze. Die in der Vergangenheit übermächtigen Nordclubs aus Kiel und Flensburg liegen noch weiter zurück. Alle 18 Pflichtspiele hat Magdeburg in dieser Serie bislang gewonnen – auch in Kiel und gegen Flensburg.
Kein Wunder also, dass Gislason seinem Ex-Club den ganz großen Wurf in dieser Saison zutraut. „Mit jedem starken Gegner, die sie souverän schlagen, kriegen sie immer mehr das Gefühl, dass sie gar nicht verlieren können“, sagte der Isländer, der den SCM 2001 zur bis dato letzten Meisterschaft geführt hatte.
Selbst für den gewöhnlich äußerst zurückhaltenden Wiegert ist das bislang stets vermiedene MWort „jetzt ja nicht mehr wegzureden. Natürlich weckt das Erwartungen, auch bei uns“, sagte der 39-Jährige. Viele sehen Wiegert längst auf Gislasons Spuren – doch der erinnerte daran, dass Erwartungen im Sport eng verbunden mit Enttäuschungen sein könnten. Etliche steinige Berge hätte sein Team zuletzt erklommen, so Wiegert: „Bis zu Platz fünf sind es aber nur zwei Bushaltestellen. Das muss uns einfach bewusst sein.“In der Form vom Wochenende scheint ein Einbruch aber höchst unwahrscheinlich. Mit konsequenter und variabler Abwehrarbeit sowie höchster Effizienz im Angriffsspiel ließen die Magdeburger ihrem Kontrahenten nicht den Hauch einer Chance.
„Wir genießen jetzt den Moment“, sagte Wiegert, der beim Titelgewinn vor 20 Jahren unter Gislason als Spieler dabei war, „und wir schauen, was wir draus machen können. Entscheidend wird sein, wie wir mit Niederlagen umgehen und wie wir da raus kommen.“Und so appellierte der Trainer: „Bleiben wir bitte demütig. Damit sind wir bisher gut gefahren. Demut kann man auch genießen.“sid