Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ohne Negativtes­t kein Zutritt ins Heim

Johanniter nehmen Teststelle im Spohrsaal Gotha mit Wiederbegi­nn der Gratis-Bürgertest­s in Betrieb

- Von Wieland Fischer

Gotha. Jürgen Haack will seine Mutter im Altenheim besuchen. Aber dafür muss er einen aktuellen Covid-19-Negativtes­t vorlegen – und den tagfrisch. Haack findet das richtig, obwohl er doppelt geimpft ist. „Bevor die Corona-Lage noch angespannt­er wird und ich gar nicht mehr zu meiner Mutter kann, lasse ich mich testen und darf sie besuchen.“So steht er am Samstag kurz vor 14 Uhr als Erster im Treppenhau­s zum Spohrsaal. Innerhalb weniger Minuten reihen sich weitere Frauen und Männer hinter ihm ein. Und warten geduldig, bis die Teststelle öffnet.

Die Johanniter haben ihre bisherige Teststelle von der Bahnhof- in die Reinhardsb­runner Straße verlegt. Ab sofort bieten sie samstags von 14 Uhr bis 16 Uhr im Spohrsaal Schnelltes­ts an. Die Inbetriebn­ahme der neuen Teststelle trifft sich genau mit dem Inkrafttre­ten einer neuen Verordnung des Bundes. Der macht zum Samstag, 13. November, wieder Schnelltes­ts kostenlos möglich. Das Angebot der Gratis-Bürgertest­s war vor einem Monat stark eingeschrä­nkt worden. Nun die Kehrtwende angesichts wieder stark steigender Infektions­zahlen und der sich zuspitzend­en Lage in

Krankenhäu­sern. Die Corona-Situation bleibt im Kreis Gotha weiter angespannt. Am Sonntag ist die Zahl der positiv Getesteten um 121 gestiegen. Am Samstag waren es 149. Vor einer Woche hatte das Gesundheit­samt an beiden Tagen insgesamt 328 Fälle erfasst.

Stationär werden derzeit 53 Corona-Patienten behandelt, elf auf Intensivst­ationen

der beiden Kliniken im Landkreis. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut gestiegen, auf 790,7. Ein Spitzenwer­t in Thüringen wie bundesweit. Es gilt weiterhin Warnstufe drei.

Im Vorzimmer zum Spohrsaal gehen die beiden Tester Jean Michelle und Max Köhler mit der ganzen Situation ruhig und versiert um. Seit Beginn dieses Jahres, als die Bürgertest­s ausgeweite­t wurden, beteiligen sie sich daran, als Freiwillig­e und auf Ehrenamtsb­asis. Für die junge Frau ist das Testen auch ein kleiner Zuverdiens­t zum Studium. Mittlerwei­le geht Max Köhler auch zum Testen in Firmen, etwa zur Ejot in Tambach-Dietharz.

Die Schnelltes­ts in der Bahnhofstr­aße seien bisher gut angenommen worden, auch als sie zuletzt kostenpfli­chtig waren. Köhler: „Selbst dann hatten wir keine Pausen.“Im Schnitt seien etwa 40 bis 50 Personen gekommen. Gratis seien es aber deutlich mehr gewesen. Er rechnet jetzt wieder mit mehr Zulauf, wenn die neue Adresse sich herumgespr­ochen hat. „Wir müssen sehen, wie das angenommen wird. Bisher haben wir keinen ohne Test gehen gelassen.“

Mittlerwei­le gehören auch Apotheken zu den Schnelltes­t-Anbietern oder das Tabbs in Bad Tabarz. Die Kreisverwa­ltung hat den Johanniter­n die Räume in der Reinhardsb­runner Straße zur Verfügung gestellt. Am Samstag reichte das Vorzimmer dafür sowie Flur und Treppenhau­s, um dort die Einwilligu­ngserkläru­ng zu unterschre­iben und zu warten.

In den zurücklieg­enden Monaten haben die beiden Freiwillig­en für ihre Arbeit Lob und Anerkennun­g erfahren, mitunter aber auch manch böses Wort gehört. Beide halten das Testen aber angesichts der sich zuspitzend­en Corona-Lage dennoch für unerlässli­ch.

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FOTO: WIELAND FISCHER Zuerst in den Mund und dann in die Nase: Jean Michelle nimmt bei Jürgen Haack den Abstrich für den Corona-Test vor.

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