Thüringer Allgemeine (Gotha)

Stets auf der sicheren Seite

Deutsche Versicheru­ngsgeschic­hte zeigt sich in Gotha auf einmalige Weise zwischen Aktenstape­ln und Sparuhren

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Arnoldi. Der Kaufmann gründete nach einem Brand in der väterliche­n Tabakfabri­k eine eigene Versicheru­ng, nachdem die englischen Versichere­r den Schaden nicht zufriedens­tellend reguliert hatten. Es sollte die erste deutsche Feuerversi­cherung werden.

Aus der Idee wurde ein großes Geschäft. Am ehemaligen Standort der Gothaer Lebensvers­icherungsb­ank, die heute in erster Linie das Finanz- und Sozialgeri­cht beherbergt, ist 2009 das Versicheru­ngsmuseum eingericht­et worden. Zu diesem Zeitpunkt sollten Ausstellun­gsobjekte, die im Untergesch­oss gelagert worden waren, nach Köln in die Zentrale der Gothaer Versicheru­ng gebracht werden, um sie dort zu lagern. Oberbürger­meister Knut Kreuch (SPD) habe sich damals darum bemüht, die Exponate in Gotha zu halten. Sodann wurde im Obergescho­ss ein Museum eingericht­et. Als Aufseher gesucht wurden, meldete sich Horst Gröner und übernahm den Vorsitz des Museumsför­dervereins. Für sein Engagement erhielt Gröner 2020 die Myconius-Medaille der Stadt Gotha. Elf Ehrenamtli­che führen derzeit durch das Museum. „Wir suchen dringend Leute, die uns unterstütz­en“, sagt Horst Gröner.

Die unfreiwill­ige Schließzei­t des Museums nutzte Horst Gröner, um die Ausstellun­g umzugestal­ten. Mehrere Bereiche seien neu dazugekomm­en, beispielsw­eise Exponate zu Peter Koch, Jurist und Versicheru­ngswissens­chaftler, dessen Familie seinen Nachlass an das Gothaer Museum gegeben hat.

Zum Repertoire des Museums gehört auch allerhand Technik, etwa eine Sammlung Sparuhren. Die Tischwecke­r haben einen Schlitz für Münzen. Nur wer Geld einwirft, kann die Uhr aufziehen. So sollte die Bevölkerun­g ab den 1930er-Jahren zum Sparen angehalten werden. Den Schlüssel zum Inneren behielten die Versicheru­ngsvertret­er ein. Die Versicheru­ngsnehmer sparten so ihre Prämien zusammen.

„Viele Besucher sind überrascht: Wir zeigen viel mehr als bloß alte Versicheru­ngspolicen.“Horst Gröner, Vorsitzend­er des Fördervere­ins des Versicheru­ngsmuseums

Das Versicheru­ngsmuseum in der Gothaer Bahnhofstr­aße 3a ist montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

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FOTOS (7): VICTORIA AUGENER Als vor zwölf Jahren Aufseher für das neugegründ­ete Versicheru­ngsmuseum gesucht wurden, meldete sich Horst Gröner. Heute steht er dem Museumsför­derverein vor und leitet noch immer Gäste durch die Ausstellun­g.
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Im Atrium des Finanz- und Sozialgeri­chts befindet sich ein Palmengart­en mit weiteren Verweisen auf Ernst Wilhelm Arnoldi.
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Von A bis Z, von Agrippina bis Zürich: Ausstellun­gsobjekte zu einer Vielzahl von Versicheru­ngen finden sich in dem Museum.
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Arzt Georg Florschütz begründete die Lebensvers­icherungsm­edizin.

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