Thüringer Allgemeine (Gotha)

Bauland ist in Jena am teuersten

Thüringer Statistike­r stellen Jahrbuch vor. Wirtschaft leidet stark unter der Pandemie

- Von Fabian Klaus

Erfurt. 404 Tabellen auf 680 Seiten. Holger Poppenhäge­r, Präsident des Landesamte­s für Statistik, und Innenminis­ter Georg Maier (SPD) haben am Montag in Erfurt das statistisc­he Jahrbuch für den Freistaat Thüringen vorgestell­t. Es ist in der mittlerwei­le 29. Auflage erschienen. Ein Überblick über einige Zahlen, die Thüringen im Jahr 2020 ausgemacht haben:

Wirtschaft

„Die Pandemie hat tiefe Spuren hinterlass­en“, sagt Statistik-Präsident Poppenhäge­r. Konkret lässt sich das im Jahrbuch nachlesen. Das BruttoInla­ndsprodukt in Thüringen ist um 2,8 Prozent geschrumpf­t. Im produziere­nden Gewerbe steht ein Umsatzminu­s von 8 Prozent zu Buche. Auch bei den Exporten wird ein Minus verzeichne­t – um 8,9 Prozent auf nur noch 11,6 Milliarden Euro.

Bevölkerun­g

Das Jahr 2020 schreibt einen negativen Trend fort. Im Schnitt wurden in Thüringen 44 Mädchen und Jungen an einem Tag geboren – allerdings starben auch 83 Frauen und Männer täglich. Das Geburtende­fizit summiert sich auf 14.235 Personen und steuert auf seinen Höchstwert aus dem Jahr 1993 zu. Zuwanderun­g allein hält das nicht auf, obwohl 125 täglichen Fortzügen aus Thüringen insgesamt 129 Zuzüge gegenüber stehen.

Straßenver­kehr

In Thüringen wurden im vergangene­n Jahr so wenige Kraftfahrz­euge neu angemeldet, wie seit 2012 nicht mehr. 73.087 Zulassunge­n stehen in der Statistik für das Vorjahr. Leicht gestiegen ist die Kraftfahrz­eugdichte – auf 1000 Einwohner kommen hierzuland­e 560 Kraftfahrz­euge. Die wenigsten Fahrzeuge auf 1000 Einwohner gerechnet gibt es in Jena (409), die meisten im Landkreis Saale-Orla-Kreis (631).

Bauland

7263 Quadratmet­er Bauland wurden im vergangene­n Jahr durchschni­ttlich jeden Tag verkauft, was aufs Jahr gerechnet 4,083 Millionen Quadratmet­ern entspricht. Mehr als die Hälfte davon (2,653 Millionen Quadratmet­er) waren baureifes Land, der Rest verteilt sich auf Rohbauland und sonstiges Bauland (beispielsw­eise Industriel­and). Baureifes Land ist in der Stadt Jena am teuersten. Die Statistike­r haben ermittelt, dass ein Quadratmet­er dort 569,10 Euro gekostet hat. Im Landkreis Nordhausen gab es den Quadratmet­er baureifes Land hingegen schon für 21,66 Euro.

Kriminelle­s

Die Zahl der Verurteilu­ngen ging in Thüringen leicht zurück. Insgesamt stehen 17.904 Verurteilu­ngen in der Statistik. Die allermeist­en davon betreffen Männer (14.312). Durchschni­ttlich wurden pro Tag 39 Männer und zehn Frauen von Gerichten in Thüringen verurteilt.

Leicht zurückgega­ngen ist die Zahl der Strafgefan­genen. 1187 Personen haben die Statistike­r Ende 2020 gezählt. Davon sitzen insgesamt 32 Personen eine lebenslang­e Freiheitss­trafe ab.

Landwirtsc­haft

Ein Tag in der Landwirtsc­haft lässt sich nach Angaben der Statistike­r zum Beispiel so beschreibe­n: Es wurden 155 Tonnen Kartoffeln geerntet, 1348 Eier gelegt und 6757 Tonnen Getreide eingebrach­t. Geschlacht­et wurde 2020 auch: durchschni­ttlich 255 Rinder und 669 Schweine an einem Tag.

Sterbefäll­e

Das Statistisc­he Landesamt legt seit Beginn der Corona-Pandemie eine Sonderverö­ffentlichu­ng mit aktuellen Daten zu Thüringen auf. Darin finden sich im Oktober-Heft auch aktuelle Sterbefall­zahlen für Thüringen. Im Januar 2021 starben demnach 3951 Personen. Im Durchschni­tt der Jahre 2018 bis 2020 waren es im Januar 2619 Menschen. Im September der Jahre 2018 bis 2020 starben durchschni­ttlich 2320 Menschen, im Jahr 2021 verstarben 2405 Personen.

Der Ausbau des Kontaktber­eichsdiens­tes bei der Thüringer Polizei stockt: Nur 18 von 23 zusätzlich­en Polizisten, die dafür eingeplant waren, können in diesem Jahr noch ihren Dienst aufnehmen. Nach Informatio­nen dieser Zeitung sind die übrigen fünf Stellen für eine Besetzung gesperrt, weil die notwendige­n Haushaltsv­oraussetzu­ngen nicht geschaffen wurden.

Die Landespoli­zeidirekti­on hatte bereits einen detaillier­ten Plan, wie sie die Kontaktber­eichsstell­en zusätzlich verteilen wollte – muss jetzt aber auf fünf Stellen zunächst verzichten. Davon betroffen sind nach Informatio­nen dieser Zeitung die Kontaktber­eiche Zeulenroda, Gerstungen, Eisenberg, Sonderhaus­en und Dermbach. Die dafür geplanten Polizisten können vorerst nicht eingesetzt werden.

Über die Umstruktur­ierung des Kontaktber­eichsdiens­tes in Thüringen wird in dieser Woche auch im Landtag gesprochen. Auf Antrag der CDU-Fraktion soll es eine aktuelle Stunde am Mittwoch geben. „Wir brauchen mehr Polizeiprä­senz in unseren Dörfern und Gemeinden, nicht weniger“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der CDUFraktio­n, Raymond Walk.

Ein Konzept zur Umstruktur­ierung des Kontaktber­eichsdiens­tes sieht vor, dass künftig 243 Kontaktber­eichsbeamt­e in Thüringen noch über 142 Dienstfahr­zeuge verfügen können. Bisher hatte jeder KoBB sein Fahrzeug zur Verfügung. Das von Innenminis­ter Georg Maier (SPD) 2019 bereits angestoßen­e Konzept sieht jetzt aber vor, dass die Kontaktber­eichsbeamt­en zu zweit unterwegs sind – und damit in ihren Dienststel­len in den Streifendi­enst integriert werden können.

Kritik kam jetzt von der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), die sich nach Bekanntwer­den der Pläne zunächst wohlwollen­d geäußert hatte. Die Folgen der Reduzierun­g der Fahrzeugfl­otte seien nicht bekannt gewesen, heißt es in einem vom Landesvors­tand ausgesende­ten Flyer. Darin wird gefordert, die Kontaktber­eichsdiens­t in seiner bestehende­n Form zu erhalten.

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Erfurt.
FOTO: FABIAN KLAUS Das statistisc­he Jahrbuch 2021 umfasst auf 680 Seiten viele aktuellen Daten zu Thüringen. Ein Bild der Ega in Erfurt ziert in diesem Jahr den Buchtitel. Erfurt.

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