„Auf einen Diamanten gestoßen“
Jena Batteries steckt inmitten eines Umbruchs und setzt zum großen Sprung an
Jena. Die Frage nach dem Umsatz beantwortet Philipp Hammans mit einem Zitat aus Perry Rhodan: „Lieber warten wir noch 50 Jahre und entwickeln die nächste Entwicklungsstufe und überholen das andere Raumschiff dann nach ein paar Minuten“, sagt Perry zu seinem Freund Bully. Es geht um mehrfache Lichtgeschwindigkeiten und Astronauten, die in der Zukunft jene Kollegen überholen, die in der Vergangenheit gestartet sind. Für Jena Batteries bedeutet das: Es lohnt sich zu warten, wenn man Weltmarktführer werden will.
Die Ruhe in den Büros am Firmensitz in der Otto-Schott-Straße 15 ist trügerisch: Das Timing und äußerliche Faktoren wie das Klimaschutzgesetz verändern das Unternehmen rasant: In Leipzig wird eine Dependance eröffnet, eine weitere Halle in Göschwitz soll der Grundstein für eine automatisierte Produktion werden, und die Geschicke des Unternehmens leitet neuerdings ein Management, das aus fünf Männern und einer Frau besteht. Dessen Kopf ist Philipp Hammans, der in die Fußstapfen Olaf Conrads und Rainer Zepkes tritt.
Hammans kommt von der Dennemeyer Consulting GmbH, ein Unternehmen, das das Patentportfolio und das aufgebaute Knowhow von Jena Batteries begutachtet. Der Wert des geistigen Eigentums wird mit 238 Millionen Euro beziffert. „Wir sind auf einen Diamanten gestoßen“, sagt Hammans.
Partner und Teilhaber sind die Wirthwein AG und die Ranft-Gruppe. Diese Investoren begleiten die Markteinführung und den Aufbau der Serienproduktion nicht nur finanziell, sondern auch auf technologisch-strategischer Basis.
Angetrieben von der Idee, einen nachhaltigen und günstigen Energiespeicher zu entwickeln, wird Jena Batteries 2013 von einem Team aus Forschern der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Wirtschaftsexperten gegründet. Das Unternehmen entwickelt großformatige Energiespeicher ab einer Batteriegröße von 400 Kilowattstunden. Bei mindestens 10.000 Ladezyklen geht man von einer Lebensdauer von 20 Jahren aus. Herzstück ist die sogenannte RedoxFluss-Batterie, wobei die neueste
Generation Strom ohne Metalle speichert. Für das Elektrolyt wird als Basis eine metallfreie Salzlösung verwendet.
Schnell wird klar, dass es nicht um haushaltsübliche Größen geht: Die Batterie passt in einen Schiffscontainer und soll später Netzschwankungen bei der Erzeugung von erneuerbaren Energien ausgleichen und beim Ausbau der schnell wachsenden Lade-Infrastruktur für Elektroautos helfen.
Firmenchef Hammans sieht alle Vorteile auf Seiten des Unternehmens: Das Klimaschutzgesetz erzwinge den Markt, die Batterie sei vollständig in Europa produzierbar, kritische Batteriemetalle würden nicht benötigt und man unterliege keinen Versorgungsnöten bei den Rohstoffen.
Im Gewerbegebiet „Jena 21“in Göschwitz steht ein Prototyp. In dem Ortsteil wird eine weitere Halle angemietet, in der die Batterien zunächst mit der Hand und später automatisiert zusammengebaut werden. Noch im Dezember will Hammans einen „Innovation Hub“in Leipzig eröffnen.
35 Mitarbeiter zählt das Unternehmen. Deren Zahl werde sich im kommenden Jahr verdoppeln.